Jemanden wie Bob Odenkirk in der Hauptrolle eines Actionkrachers zu besetzen – dazu gehört schon eine gute Partie Mut. Schließlich war er in seinen bisherigen Rollen eher als braver, biederer Familienmensch zu sehen. Vielleicht liegt aber auch genau darin der Kniff des russischen Regisseurs Ilja Naischuller, der mit NOBODY sein US-Film-Debut gibt.
Stoisch erträgt Hutch Mansell (Bob Odenkirk) die täglichen Demütigungen des Lebens. Selbst als seine Familie eines Nachts von Unbekannten überfallen wird, fügt er sich seinem Schicksal. In der Folge distanzieren sich seine Frau und sein Sohn immer mehr von ihm. Aber jeder Mensch kann nur eine gewisse Menge an Wut unterdrücken, irgendwann kommt der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Bei Hutch ist dieser Punkt jetzt gekommen und er macht sich auf einen unerbittlichen Feldzug, bei dem kein Auge trocken und kein Knochen ungebrochen bleibt.
Es ist ganz klar erkennbar, dass das Drehbuch aus der Feder von Derek Kolstad stammt, der sich bereits für die John-Wick-Reihe verantwortlich zeigte. Entsprechend brutal sind auch hier die Auseinandersetzungen. Das muss man mögen, zumindest aber akzeptieren. Naishuller stellt die Action aber so überhöht und stilisiert dar, dass eine gesunde Distanz entsteht. Und wenn irgendwann der Grund für Hutchs bislang so zurückhaltende Art ans Licht kommt, erhält das Actionspektakel sogar noch ein wenig Glaubwürdigkeit.
Wer die harte und brutale Action der John-Wick-Reihe mag, der wird mit NOBODY sicherlich seinen Spaß haben.
Nobody (USA 2020)
92 Minuten
Action
Ilya Naishuller
Derek Kolstad
Bob Odenkirk, Connie Nielsen, RZA, Alexey Serebryakov, Christopher Lloyd, Michael Ironside, Billy MacLellan, Gage Munroe
Universal Pictures International Germany GmbH