Mrs. Harris und ein Kleid von Dior

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Very british! Very old-fashioned! Doch warum nicht? Die Komödie MRS. HARRIS UND EIN KLEID VON DIOR von Anthony Fabian lässt die 1950er-Jahre wieder aufleben. Der Regisseur wählte den zeitlos beschwingten Roman „Ein Kleid von Dior“ von Paul Gallico als Vorlage, um eine märchenhafte Tragikomödie aus vergangenen Zeiten zu inszenieren. Schon Inge Meysel durfte die Figur der Ada Harris vor Jahrzehnten im deutschen Fernsehen verkörpern.

Die verwitwete Ada Harris (Lesley Manville) lebt in London ein unscheinbares Leben als Putzfrau. Als ihr Blick auf eine exklusive Haute-Couture-Robe von Christian Dior fällt, ist es um sie geschehen: Dieses Kleid will ich haben! Mit noch mehr Arbeit und einem bisschen Wettglück beim Hunderennen hat sie endlich das Geld für die Reise nach Paris zusammen. Dort angekommen hat sie nur ein Problem: Wie komme ich diesen exquisiten Laden, ich bin doch ein Niemand. Doch der Flirt mit dem reichen Marquis de Chassagne (Lambert Wilson) öffnet ihr alle Türen. Und so wird sie auch von Diors blasierter Assistentin Claudine Colbert (Isabelle Huppert) empfangen.

Ihr Traumkleid ist leider schon vergeben – bei Dior werden nur Einzelexemplare geschneidert. Doch der Ersatz ist auch nicht schlecht – und so reist sie erfolgreich zurück nach London. Eine der Frauen, für die sie putzt, bittet sie verzweifelt, ihr das Kleid für einen Abend zu leihen. Ihr passiert dabei leider ein Missgeschick – mit dem Erfolg, dass das Foto („Möchtegern-Starlet versaut Dior-Kleid“) europaweit in den Zeitungen erscheint. Aber dann steht der Londoner Postbote mit einem Paket aus Paris vor der Tür von Ada Harris…

Wir kennen Lesley Manville vor allem aus Filmen von Mike Leigh – für die Nebenrolle in Paul Thomas Andersons „Der seidene Faden“ wurde sie zudem für einen Oscar nominiert. Und hier dominiert sie mit ihrem Charisma den ganzen Film. Dass Isabelle Huppert ihre Rolle als Zicke hemmungslos übertreibt, ist zu verschmerzen – dafür hat sie in ihrer langen Laufbahn einfach zu viele gute Filme gedreht.

Dem Film MRS. HARRIS UND EIN KLEID VON DIOR kann man eigentlich nichts vorwerfen. Er ist in meinen Augen leider nur ein bisschen zu nett und zu harmlos.