Crimes of the Future

10.11.2022

Der kanadische Regisseur David Cronenberg ist ein Meister des Body-Horror-Kinos. In jüngster Zeit hatte er sich mehrfach mit Mafia-Themen beschäftigt – mit dem schaurigen Science-Fiction-Melodram CRIMES OF THE FUTURE ist er jetzt zu seinen Anfängen zurückgekehrt. Und mit diesem Film verlangt er dem Zuschauer so einiges ab. Seid also gewarnt!

Schon der Anfang ist verstörend: Ein kleiner Junge spielt am Strand, offenbar am Mittelmeer. Im Hintergrund sehen wir ein auf der Seite liegendes, nur noch halb aus dem Wasser ragendes Kreuzfahrtschiff, möglicherweise die „Costa Concordia“. Der Junge beißt in einen Plastikeimer und verspeist die Stücke. Seine entsetzte Mutter Djuna (Lihi Kornowski) ruft ihn ins Haus, wo sie ihrem Sohn ein Kissen aufs Gesicht drückt, bis dieser erstickt.

Nach dieser grausigen Ouvertüre wechselt der Film in die dystopische Welt einer nahen Zukunft. Nur noch wenige Menschen sind in der Lage, Schmerz zu empfinden. Stattdessen entwickeln mehr und mehr Männer und Frauen Organe mit bislang unbekannten Fähigkeiten. Performance-Star Saul Tenser (Viggo Mortensen) nutzt diese Mutationen zu eigenen Zwecken: Gemeinsam mit seiner Partnerin Caprice (Léa Seydoux), einer ehemaligen Unfallchirurgin, veranstaltet er umjubelte Avantgarde-Liveshows, in denen sie ihm die neu gewachsenen Körperteile unter dem Beifall des Publikums herausoperiert. Bizarrerweise sind diese Organe bereits tätowiert. Wie ist das möglich?

Diese Shows erwecken schon bald den Argwohn der staatlichen Organ-Registrierungsbehörde, die in einem schmuddeligen Hinterzimmer ihr Büro hat. Ihr Chef Wippet (Don McKellar) ist verärgert – doch seine schüchterne, ständig heiser sprechende Assistentin Timlin (Kristen Stewart) ist fasziniert von Saul Tenser. Auch eine mysteriöse Untergrundorganisation unter der Führung von Lang Dotrice (Scott Speedman), dem Vater des toten Kindes, und Detective Cope sind dem Performance-Duo auf der Spur. Als zwei junge Frauen drohen, mit ähnlichen Darbietungen Saul und Caprice die Schau zu stehlen, werden deren Aufführungen immer gewagter und gefährlicher. Welche Rolle spielt dabei ein in einem Geheimlabor erzeugtes Lebensmittel, das die Zukunft der Menschheit retten soll? Das Ende ist dann extrem düster!

Cronenberg zeigt uns in seinem komplett in Griechenland gedrehten Film ein tristes Hafenstädtchen irgendwo in der Ägäis. Die Häuser und deren Räume sind alle grau in grau, auf den Straßen liegt Müll und am Strand stapeln sich Schiffswracks. In CRIMES OF THE FUTURE ist nichts schön – vielleicht wollte der Regisseur ja den hässlichsten Film des Jahres drehen? Das ist natürlich kein Werturteil – hier ist fast alles grandios. Doch irgendwann stellt sich jeder Zuschauer die Frage: Muss ich mir das ansehen?

Das Schauspielerensemble spielt ohne Ausnahme brillant, allen voran Viggo Mortensen in seiner vierten Hauptrolle für Cronenberg. Kristen Stewart legt die verhuschte junge Frau konsequent gegen ihr Image an, und Léa Seydoux ist wie immer eine Nummer für sich. David Cronenberg fordert uns in CRIMES OF THE FUTURE heraus: Wollen wir diese Zukunft? Wollen wir diese Körperexperimente? Wie gut, dass auch der Kanadier keine Lösungen anbietet!

Trailer

ab16

Originaltitel

Crimes of the Future (Kanada / Frankreich / Griechenland / Großbritannien 2022)

Länge

108

Genre

Drama / Horror / Sci-Fi

Regie

David Cronenberg

Drehbuch

David Cronenberg

Darsteller

Viggo Mortensen, Léa Seydoux, Kristen Stewart, Scott Speedman, Welket Bungué, Don McKellar, Tanaya Beatty, Nadia Litz, Lihi Kornowski, Denise Capezza

Verleih

Weltkino Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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