Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek ist nicht unumstritten. Seit ihren ersten Veröffentlichungen eckt sie überall an – in ihrem Heimatland wird sie gerade noch geduldet. Deshalb hatte sie sich vor 20 Jahren ganz bewusst von der Öffentlichkeit verabschiedet. Immerhin hat es die Dokumentarfilmerin Claudia Müller jetzt geschafft, die scheue Autorin für ELFRIEDE JELINEK – DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN vor die Kamera zu holen.

Der Film benutzt in erster Linie altes Film- und Tonmaterial – für aktuelle Bilder war die zurückgezogen lebende Elfriede Jelinek nur in Ausnahmefällen bereit – immerhin gönnte sie der Regisseurin Kommentare aus dem Off. Das Werk einer Romanautorin ist filmisch kaum umzusetzen – wie visualisiert man Bücher? Doch Claudia Müller hatte das Glück, viele Ausschnitte aus den Theaterstücken der Schriftstellerin zu verwenden, um die unglaubliche Radikalität ihres Schaffens zu beleuchten.

Skandalautorin, Feministin, Modeliebhaberin, Kommunistin, Sprachterroristin – Elfriede Jelinek hat unzählige Facetten. Vielschichtig, assoziativ und sinnlich nähert sich Claudia Müller der rätselhaften Autorin. Der Film ist wie eine poetische Montage angelegt, die dem Zuschauer beim Betrachten jede Menge Raum lässt. Mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Sophie Rois, Maren Kroymann und Martin Wuttke entsteht das Porträt einer ungewöhnlichen Frau.

Ein Film für Expertinnen und Experten.https://youtu.be/-PGUZziXBfo