Mad Heidi

24.11.2022

Käse-Nazis, Cheeseboarding und Laktoseintoleranz: Ausgerechnet aus der beschaulichen Schweiz kommt mit MAD HEIDI eine Horror-Splatter-Komödie, die abgefahrener kaum sein könnte.

In einer dystopischen Version der Schweiz wird die Bevölkerung vom sadistischen Diktator und Käse-Magnaten Melli (Caspar van Diem) mit genmanipuliertem Käse unterdrückt. Als die erwachsene Heidi (Alice Lucy) mit ansehen muss, wie ihr Geliebter Geißenpeter (Kel Matsena), der seine Mitmenschen heimlich mit echtem Ziegenkäse versorgt hat, von Mellis Schergen brutal erschossen wird, sieht sie rot. Ausgebildet in fernöstlicher Kampfkunst und ausgestattet mit zahlreichen Hieb- und Stichwaffen stellt sie sich dem Kampf gegen die Käse-Faschisten. Diese schrecken derweil auch vor den grausamsten Foltermethoden nicht zurück – ob „Fondue-Boarding“ oder „Death by Chocolate“ – ihre Gegner haben nichts zu lachen. Aber mit einer bis an die Zähne bewaffneten Frau, die nichts zu verlieren hat, haben sie nicht gerechnet…

2012 kam eine unfassbar geniale, we auch brutale Horror-Komödie in die Kinos: „Iron Sky“ von Timo Vuorensola wurde über Crowdfunding finanziert und wusste mit seiner absurden Geschichte zu überzeugen: Nazis auf der Rückseite des Mondes. Ähnlich gelagert ist nun auch MAD HEIDI: Man nehme eine bekannte Geschichte und mache aus ihr einen abgedrehten Trash-Slasher. Wobei sich der Begriff „Trash“ eigentlich ein wenig fehl am Platz anfühlt, schließlich ist die Geschichte extrem hochwertig produziert. Die Settings, die Special-Effects, das Licht – einfach alle technischen Aspekte wirken höchst professionell und überzeugend.

Und die Geschichte… nun ja… die muss man halt mögen. Eine Amok laufende Heidi, die Jagd auf laktoseintolerante Menschen macht oder Foltermethoden wie Cheeseboarding (statt Waterboarding) sind vielleicht nicht Jedermanns Sache, aber wenn man sich darauf einlässt, kann man als Zuschauer einen Heidenspaß haben. Denn was die Macher hier an absurden Ideen auftischen, ist durchaus bemerkenswert.

Ihren Stil bezeichnen die Regisseure und Drehbuchautoren Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein als „Swissploitation“, also eine Mischung aus Schweizer Kulturgut und „Exploitation“ – einer kategorisierenden Bezeichnung für Filme, die eine reißerische Grundsituation ausnutzen, um mittels der exploitativen Darstellung , vornehmlich Sex und Gewalt, über die damit erreichten Schauwerte effektiv auf den Zuschauer zu wirken. Wer sich diesem Filmgenre zugeneigt fühlt, der dürfte an MAD HEIDI mehr als nur Gefallen finden.

Sicherlich sind Teile des Films ein wenig zu vorhersehbar, aber mich hat das herzlich wenig gestört. Dafür blieb mir das Lachen dann doch immer mal wieder im Halse stecken aufgrund der absurden Ideen der Filmemacher.

Entstanden ist die Idee zu MAD HEIDI übrigens 2017 mit einem Poster. Dann wurde ein kleiner Teaser gedreht und 2019 eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, mit deren Hilfe das Drehbuch geschrieben wurde. 2020 gab es dann einen Investment-Aufruff, bei der etwa zwei Millionen Schweizer Franken zusammen kamen, so dass 2021 mit den Dreharbeiten begonnen werden konnte.

In einer sich mehr und mehr verändernden Medienlandschaft sind Crowdfunding-Projekte ein immer wichtiger werdende Möglichkeit, unabhängige Filme zu drehen. Daher wird MAD HEIDI auch in erster Linie am 8. Dezember auf www.madheidi.com weltweit veröffentlicht. Dass der Film in Deutschland, Österreich und natürlich der Schweiz vorab in die Kinos kommt, ist natürlich der Qualität zu verdanken, die sogar das Schweizer Fernsehen auf den Plan gerufen hat. Und ganz ehrlich: Auf der großen Leinwand sieht das Gemetzel einfach noch mal wesentlich imposanter aus. Also ab ins Kino!

Die beiden Regisseure und Drehbuchautoren Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein bezeichnen sich übrigens gerne als „Filmnerds“ und „aufstrebende Regisseure“. Mit MAD HEIDI haben sie jedoch ganz klar bewiesen, dass sie ihr Handwerk mehr als verstehen. Chapeau!

Trailer

ab18

Originaltitel

Mad Heidi (Schweiz 2022)

Länge

93 Minuten

Genre

Horror / Splatter / Komödie

Regie

Johannes Hartmann, Sandro Klopfstein

Drehbuch

Johannes Hartmann, Sandro Klopfstein, Gregory D. Widmer

Darsteller

Alice Lucy, Max Rüdlinger, Casper Van Dien, Kel Matsena, David Schofield, Almar G. Sato, Pascal Ulli, Katja Kolm,

Verleih

Nameless Media

Filmwebsite

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