Leere Netze

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Was wir uns immer wieder fragen: Wie authentisch sind iran-kritische Filme? Wie exakt konnte sich der Regisseur an der restriktiven Zensur vorbei mogeln, welche Szenen musste er im Ausland inszenieren? Das alles ging mir bei der Sichtung des Dramas LEERE NETZE von Beyrooz Karamizade durch den Kopf.

Der idyllische Beginn kann nicht schöner sein: Amir (Hamid Reza Abbasi) badet im Kaspisches Meer, und seine Freundin Narges (Sadaf Asgari) schaut ihm dabei verliebt zu. Doch ihre innige Beziehung steht unter keinem guten Stern. Eine voreheliche Vereinigung ist im Iran verboten – deshalb will Amir Narges so schnell wie möglich heiraten. Doch das von Narges’ reichen Eltern verlangte Brautgeld kann der arme Amir nicht aufbringen. So muss sich das Liebespaar tagtäglich heimlich in einer Bauruine treffen. Zudem hatte Amir seinen gut dotierten Beruf als Kellner gerade verloren, als er sich mit seinem ungerechten Chef anlegte. So nimmt er einen Job als Fischer in einem abgelegenen Dorf an. Unterdessen haben Narges’ Eltern einen wohlhabenden Bräutigam aufgetan.

In seiner kärglichen Fischerhütte lernt er einen illegal dort lebenden Journalisten kennen, der das Land verlassen will. Doch dessen Flucht über das Meer misslingt. Amir hat zwar jetzt einen Koffer voll Geld – doch das ist Narges’ Eltern zu wenig. Am Ende rafft er sich zu einer Verzweiflungstat auf…

Regisseur Beyrooz Karamizade hat das entbehrungsreiche Leben eines armen Fischers eindrucksvoll eingefangen – einschließlich des nachts illegal geernteten Edel-Kaviars. Es ist eine Welt ohne Zukunft. Und auch die Braut ist weit weg. Wer möchte in diesem Land leben?

Eine kleine Geschichte! Ein großer Film!