LasVegas

Autor: Michael Spangenberg

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Im Juni lief LASVEGAS beim Filmfest Emden-Norderney, wo er mir leider durch die Lappen gegangen ist. Jetzt konnte ich den Film von Regisseur und Drehbuchautor Kolja Malik endlich nachholen – und er hat mich schier umgehauen!

Tristan (Tim-Fabian Hoffmann) ist Modedesigner und versucht, seinen Traum von der eigenen Kollektion zu verwirklichen. Finanziell abhängig von seinen Eltern (Thomas Thieme, Nastassja Kinski) und im Klammergriff seine Ex-Partners Frank (Robert Stadlober) fehlt ihm jedoch der Mut zum Befreiungsschlag – bis er Sunny (Daniel Roth) kennenlernt. Der Travestiekünstler aus dem Berliner Nachtleben kennt offenbar keine Grenzen und ein „Nein“ sowieso nicht. Ohne Rücksicht auf Verluste kämpft er sich durch Tristans Realität, der davon völlig fasziniert ist. Es entwickelt sich eine Liebesgeschichte, bei der die Funken nur so sprühen – und das in jeglicher Hinsicht. In einem Strudel aus Selbsthass und Zerstörung gefangen, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt, muss Tristan einen Ausgang finden. Und wenn in der Realität nichts mehr sicher ist, gibt es immer noch den Traum…

Ich hatte mit einem typischen Schwulendrama gerechnet, das muss ich ehrlicherweise zugeben. Aber Kolja Maliks Film entwickelt sich in eine Richtung, die ich nicht einmal ansatzweise vorhergesehen hatte. Und da ich mich im Kino gerne überraschen lasse, war ich total geflasht.

Meine Begeisterung begann mit den Bildern, die Malik da auf die Leinwand warf. Zusammen mit seiner Kamerafrau Jieun Yi hat er eine unfassbar visuelle Welt geschaffen. Starke, gesättigte Bilder, überwiegend in einen neongelben Farbton gehaucht, haben mich sofort überzeugt. Selten habe ich gesehen, wie die Kameraführung mit Lichtsetzung und Colorgrading so sehr Hand in Hand geht, wie in diesem Fall. Hier waren Menschen am Werk, die ihr Handwerk verstehen.

Aber auch die Geschichte überzeugt auf ganzer Ebene, was natürlich in erster Linie an den beiden grandiosen Hauptdarstellern liegt. Ich habe ihnen jeden Teil der Geschichte zu jedem Zeitpunkt vollends abgenommen. Chapeau!

Ich würde an dieser Stelle gerne noch auf die Geschichte selbst eingehen und was Kolja Malik damit aussagen möchte. Aber zum einen fürchte ich, dass mir das nicht ohne Spoiler gelingen würde, und zum anderen glaube ich, dass man diesen wunderbaren Film ohne Vorwissen auf sich wirken lassen sollte.

Ich habe nur eine Bitte: Gebt diesem Mann für seinen nächsten Film bitte alles, was er verlangt. Ich jedenfalls kann kaum erwarten, was hier noch alles kommen mag. Und bis dahin: Geht ins Kino. Schaut diesen Film. Ich bin mir sicher, dass LASVEGAS niemanden unbeeindruckt zurücklassen wird.

Trailer