Knock at the Cabin

09.02.2023

Wer sich auf einen Film des gebürtigen Inders M. Night Shyamalan einlässt, weiß was ihn erwartet. Oder besser: eben nicht! Seit seinem sensationellen (dritten) Spielfilm „The Sixth Sense“ ist man in seinen Werken vor Überraschungen nie sicher. Oberstes Ziel des Regisseurs ist es, den Zuschauer ständig zu verblüffen. M. Night Shyamalan arbeitet mit oft abwegigen Thesen, die man akzeptieren muss – sonst ist man verloren oder verlässt das Kino vorzeitig. Das gilt auch für seinen neuen Thriller KNOCK AT THE CABIN.

Das schwule Pärchen Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge) hat sich mit seiner achtjährigen Adoptivtochter Wen (Kristen Cui) in ein einsam gelegenes Holzhaus mitten in den Wäldern im Nordosten der USA zurückgezogen – als eine Auszeit vom Alltag. Beim Sammeln von Heuschrecken wird Wen von einem riesigen, düster dreinblickenden Mann (Dave Bautista) angesprochen. Was wie ein harmloser Plausch beginnt, entwickelt sich schnell zu einer unheimlichen Bedrohung. „Wir kommen euch bald besuchen“, sagt der Mann, der sich dem Mädchen als Leonard vorstellt. Völlig verstört kehrt Wen zu ihren beiden Vätern zurück.

Kurz danach stehen vier finstere Gestalten vor der Hütte und begehren Einlass; Leonard, Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Adrianne (Abby Quinn) und Redmond (Rupert Grint). „Wir lassen keine Fremden ins Haus, außerdem haben wir ein Gewehr“, verkünden Eric und Andrew. Ohne Erfolg – durch die Terrassentür brechen die vier ein. Was Leonard dann erzählt, ist so unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen, dass die beiden Väter natürlich kein Wort glauben. „Wir wollen euch nichts Böses, wir bitten euch nur um eines: Um die Welt zu retten, muss sich einer von euch dreien opfern.“ Zum Beweis macht Leonard den Fernseher an: In den Nachrichten jagt eine Schreckensmeldung die nächste. Gewaltige Erdbeben und ein gigantischer Tsunami bedrohen weite Teile der Erde, eine geheimnisvolle Epidemie rafft Millionen von Menschen dahin, mehrere Tausend Passagierflugzeuge fallen weltweit vom Himmel, ohne dass die Piloten eingreifen können.

Dieses Szenario hat M. Night Shyamalan spektakulär inszeniert. Derweil sitzen die inzwischen gefesselten Eric und Andrew mitten im Wohnzimmer und suchen nach einer Lösung. Wie ernst es den Eindringlingen ist, beweisen sie, indem sie einen aus ihrer Gruppe umbringen, um ein Zeichen zu setzen. Da ist guter Rat teuer…

Thriller, die in einer einsamen Waldhütte spielen, haben im Horror-Genre eine lange Tradition. Doch SO spannend war bislang noch keiner! Eigentlich erzählt M. Night Shyamalan nur eine kleine, einfache Story, die uns aber erst einmal bis ins Mark erschüttert. Wer denkt da nicht an die Menschenopfer in einem antiken griechischen Drama oder an die biblische Geschichte von Abraham und Isaak? Natürlich fragen sich Eric und Andrew: Will ich meine Familie schützen oder die Menschheit retten? Und: Darf ich diesen „Unsinn“ glauben?

Auch diesmal stellt M. Night Shyamalan große Fragen an die Menschheit. Bei ihm ist alles philosophisch angehaucht – profane Probleme interessieren ihn nicht. Vor einem Jahr alterten die Strandtouristen in „Old“ an einem Tag bis zum Tod, in KNOCK AT THE CABIN ist es gleich der komplette Weltuntergang!

Technisch ist der Film auf der Höhe der Zeit – und der ehemalige Wrestler Dave Bautista macht auch hier eine gute Figur. Man muss als Zuschauer das alles akzeptieren, dann erlebt man einen tollen Film. Hingehen!

Trailer

ab16

Originaltitel

Knock at the Cabin (USA 2023)

Länge

100 Minuten

Genre

Horror / Thriller

Regie

M. Night Shyamalan

Drehbuch

M. Night Shyamalan, Steve Desmond, Michael Sherman

Darsteller

Dave Bautista, Jonathan Groff, Ben Alridge, Nikki Amuka-Bird, Kristen Cui, Abby Quinn, Rupert Grint

Verleih

Universal Pictures International Germany GmbH

Filmwebsite

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