War Sailor

09.02.2023

Zivile Matrosen mitten im Zweiten Weltkrieg – ein vergessenes Kapitel der europäischen Geschichte. Genau davon handelt das norwegische Melodram WAR SAILOR von Gunnar Vikene, der bislang teuerste Film des Landes. In epischer Länge von 151 Minuten erzählt der Regisseur den Kampf zweier Freunde ums nackte Überleben.

Alfred (Kristoffer Joner) und sein enger Jugendfreund Sigbjörn (Pål Sverre Hagen) arbeiten auf einer Werft in Bergen. Kurz vor Ausbruch des Krieges heuern beide auf einem Frachter an, um nicht als Soldaten eingezogen werden zu müssen. Als die Deutschen Norwegen besetzen, müssen sie mit der ständigen Angst leben, von einem deutschen U-Boot torpediert zu werden. Beim Abschied hatte Sigbjörn Alfreds Frau Cecilia (Ine Marie Wilmann) hoch und heilig versprochen: „Ich bringe dir deinen Mann heil zurück.“

Doch die Freunde erleben eine Abwärtsspirale aus Gewalt und Tod. Als sie den Kapitän auf hoher See bitten, einige im Meer treibende Menschen nach deren Schiffsuntergang an Bord zu nehmen, weigert sich dieser: Es sei zu gefährlich, die Maschinen zu stoppen. Mit einem zerschossenen Bug retten sich Alfred und Sigbjörn mit letzter Kraft nach Malta, bei einem mehrwöchigen Stopp im Hafen von New York überlegen sie, aus dem abgesperrten Bezirk heimlich zu fliehen und sich in der US-Metropole zu verstecken. Da erreicht sie die Meldung: Die nächste Tour geht in einem Konvoi ins sowjetische Murmansk – ein Himmelfahrtskommando auf der gefürchteten Nordatlantikroute.

Das Unvermeidliche geschieht: Nach einem Torpedoangriff sinkt ihr Schiff. Gemeinsam mit zwei Kameraden retten sie sich auf ein Floß – doch nur Alfred und Sigbjörn überleben die tagelangen Strapazen. Nach ihrer Rettung landen sie in einem Krankenhaus im kanadischen Halifax. Dort erhält Alfred die schreckliche Nachricht: Bei einem versehentlichen Angriff der Briten, die einen deutschen Bunker in Bergen zerstören wollten, wurde ein ganzes Wohnviertel bombardiert und zerstört. Dabei seien auch Cecilia und ihre drei Kinder getötet worden.

In seinem Kummer schreibt Alfred einen Abschiedsbrief und verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Was niemand weiß: Nur wenige Stunden vor der Bombardierung war Cecilia mit ihren Kindern auf eine nahe gelegene Insel gereist, wo sie ein Haus geerbt hatte. So kehrt nur Sigbjörn nach Bergen zurück, landet in Cecilias Bett und wird Ersatzvater der drei Kinder. Bis ihn die Nachricht erreicht: Alfred lebt als Opiumwrack inzwischen in Singapur…

Regisseur Gunnar Vikene inszenierte dieses gewaltige Epos über eine Männerfreundschaft in einer schrecklichen Zeit überraschend elliptisch. Trotz der elf Millionen Euro Produktionskosten fehlte offenbar das Geld für spektakuläre Sequenzen à la Hollywood. Es gibt kaum Kampfszenen, und auch die Zerstörung und das Sinken der Schiffe wird nicht gezeigt. Vikene konzentriert sich ganz auf die beiden Freunde und Cecilias Überlebenswillen in der besetzten Heimat. Das mag für manchen Zuschauer gewöhnungsbedüftig sein – doch mich hat dieser Ansatz überzeugt. Großes Kino mit drei tollen Schauspielern!

Trailer

ab12

Originaltitel

Krigsseileren (Norwegen / Deutschland / Malta)

Länge

151 Minuten

Genre

Drama / Krieg

Regie

Gunnar Vikene

Drehbuch

Gunnar Vikene

Darsteller

Kristoffer Joner, Ine Marie Wilmann, Pål Sverre Hagen,

Verleih

DCM Film Distribution GmbH

Filmwebsite

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