Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

In seinem Film FEARLESS FLYERS – FLIEGEN FÜR ANFÄNGER geht der isländische Regisseur Hafsteinn Gunnar Sigurðsson dem Phänomen „Flugangst“ auf die Spur – und natürlich geht dabei alles schief…

Die Londoner Karrierefrau Sarah (Lydia Leonard) leidet an Flugangst. Dumm nur, dass sie in wenigen Tagen mit ihrem neuen Freund in den Urlaub fliegen will. Kurzerhand bucht sie einen Lehrgang, um ihre Angst zu überwinden. Doch nach dem Theorieteil soll es plötzlich in die Praxis gehen – ein Flug nach Rykjavik als krönender Abschluss. Zusammen mit einem Haufen bunt gemischter Leidensgenossen befindet sich Sarah plötzlich an Bord eines klapprigen Fliegers wieder. Und natürlich geht bei diesem Flug alles schief, was nur schiefgehen kann…

Ich habe ja ein Faible für isländische Filme und ihre Regisseur:Innen. Daher war schnell klar, dass ich diesen Film beim Filmfest München unbedingt sichten und besprechen wollte. Und wie alle Filme aus dem nordischen Land ist er auch herrlich skurril. Für meine Begriffe verliert er dann jedoch leider seine Geschichte ein wenig aus den Augen und driftet in fast schon wahnsinnige Sphären ab.

Es beginnt bereits damit, dass sich der Regisseur nur eine einzige Teilnehmerin des Kurses herausgepickt hat, um ihre Hintergrundgeschichte zu erzählen. Über alle anderen Teilnehmer erfahren wir so gut wie nichts – abgesehen von ein paar kleinen Anekdoten. Das besonders schade, wenn man mit Timothy Spall einen absoluten Star verpflichtet, ihm aber viel zu wenig Raum gibt. Außerdem gibt es ja durchaus vielfältige Arten von Flugangst.

Dass dann beim abschließenden Flug nach Island wirklich sämtliche Pannen geschehen, die man sich im Kontext einer Flugreise vorstellen kann, wirkte für meine Begriffe leider etwas zu übertrieben. Und in der zweiten Hälfte, die in Island spielt, ändert sich dann alles. Die Truppe landet in einem Luxushotel, da sie aufgrund des defekten Fliegers und eines Schneesturms nicht wie geplant direkt zurückfliegen kann. Ab diesem Zeitpunkt ist dem Regisseur dann wirklich nichts mehr heilig. Timothy Spall, der am Flughafen noch im Rollstuhl geschoben wurde, entwickelt plötzlich Kung-Fu-artige Bewegungsmuster. Und von einem Fremdschäm-Blowjob will ich hier gar nicht erst anfangen…

Überraschenderweise hat sich das Publikum beim Filmfest München daran überhaupt nicht gestört. Im Gegenteil: Das Gelächter und der Szenenapplaus waren sensationell. Vielleicht habe ich einfach zu verkrampft auf die mich störenden Details geachtet, um (noch mehr) Freude an FEARLESS FLYERS zu haben. Vielleicht war ich an dem Abend nicht wirklich in Stimmung. Wer weiß. Vermutlich wird der Film sein Publikum finden und seine Besucher werden ihren Spaß haben. Ich hingegen freue mich auf den nächsten Film aus Island…