Der Schatten von Caravaggio

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Man kennt Michele Placido vor allem wegen seiner Hauptrolle in der TV-Serie „Allein gegen die Mafia“. Doch kaum zu glauben: DER SCHATTEN VON CARAVAGGIO ist bereits die 14. (!) Regiearbeit des gebürtigen Schauspielers. In dem opulent inszenierten Biopic dreht sich alles um den wohl bedeutendsten italienischen Maler des Frühbarock: Michelangelo Merisi, besser bekannt als Caravaggio – benannt nach seinem Heimatort. Sein aufregendes und gewalttätiges Leben bietet sich geradezu an, sein Treiben auf die große Leinwand zu bringen.

Nach einem Totschlag muss Caravaggio (Riccardo Scamarcio) aus Rom fliehen, um sich in Neapel bei seiner Mäzenin Marquise Costanza Colonna (Isabelle Huppert) zu verstecken. Doch schon lange hat Papst Paul V. (Maurizio Donadoni) ein Auge auf den ungestümen Künstler geworfen, der zu seiner Zeit wie ein Rockstar wirkte. Denn für seine provokanten Gemälde nutzte der Maler Prostituierte, Diebe und Streuner als Modelle. Sein Lieblingsmodell ist die berühmte Kurtisane Lena (Micaela Ramazzotti).

Der Papst beauftragt seinen besten Mann beim Geheimdienst, genannt der Schatten (Louis Garrel), um Caravaggio das Handwerk zu legen. Und so entspinnt sich ein raffiniertes Psychoduell zwischen dem Agenten und dem Maler. Am Ende ist Caravaggio tot – doch seine unsterblichen Gemälde haben überlebt. Die Ursache seines Todes ist auch nach Jahrhunderten noch immer ungeklärt.

Michele Placido spielt die Nebenrolle des Cardinal del Monte – aber Riccardo Scamarcio in der Titelrolle steht 120 Minuten lang im Zentrum des Dramas. Der Regisseur hatte das Glück, mit Michele d’Attanasio einen kongenialen Kameramann an seiner Seite zu haben. Dieser Mann hat es geschafft, die sensationellen Hell-Dunkel-Schattierungen des genialen Malers 1:1 auf die Leinwand zu übertragen. Wer schon mal das Glück hatte, einen echten Caravaggio in echt gesehen zu haben, wird mich verstehen. Eine Augenweide!

Man mag einwenden, DER SCHATTEN VON CARAVAGGIO ist konventionelles Ausstattungs-Kino. Das mag stimmen – doch das Leben des Malers war zu ungewöhnlich, um eine Ausrede zu finden, nicht ins Kino zu gehen. Ein solides Spektakel!