Anselm – Das Rauschen der Zeit

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Es war eine weise Entscheidung von Regisseur Wim Wenders, seinen Dokumentarfilm ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT in 3D in die Kinos zu bringen. Der deutsche Künstler Anselm Kiefer, 1945 in Donaueschingen geboren, hatte schon immer ein besonderes Augenmerk auf dreidimensionale Installationen gelegt – was lag da also näher, das 3D-Format zu wählen? Der Erfolg gibt Wim Wenders recht.

Der renommierte Regisseur, auch er 1945 geboren – in Düsseldorf -, hatte in seinem umfangreichen Schaffen schon immer ein Faible für das Genre Dokumentarfilm – wer erinnert sich nicht gern an die Klassiker „Buena Vista Social Club“, „Pina“ und „Das Salz der Erde“? Viele seiner sensationellen Spielfilme – wie „Alice in den Städten“, „Im Lauf der Zeit“, „Der amerikanische Freund“, „Paris, Texas“ oder „Der Himmel über Berlin“ – haben längst den Weg in den Kino-Olymp gefunden. Doch auch im Doku-Bereich ist er immer am Puls der Zeit. Sein Porträt (2011) über das Wuppertaler Tanztheater-Genie Pina Bausch zählt zu den Höhepunkten seines Œuvres. Auch damals wählte er schon das 3D-Format – mit grandiosem Resultat!

Anselm Kiefer gilt seit Jahrzehnten weltweit als einer der bedeutendsten Maler und Bildhauer unserer Tage. Sein Werk umfasst Malerei, Skulptur, Fotografie, Holzschnitt, Künstlerbuch, Installation, Bühnenbild und Architektur. Von Beginn an arbeitete Kiefer mit deutscher Geschichte, nordischer Mythologie, orientalischen Kulturen und jüdischer Mystik. Ein weites Feld! Und immer wieder provozierte er mit scheinbar tabuisierten Themen.

Wenders beobachtete Kiefers Anfänge im Odenwald und besuchte den Künstler in seinem riesigen französischen Atelier in Barjac, das fast wie eine gigantische Kunst-Fabrik wirkt, deren Größe Kiefer nur mit seinem Fahrrad bewältigen kann. Wenders gelingt in ANSELM – DAS RAUSCHEN DER ZEIT einen ungeschönten Blick auf ein aufregendes Künstlerleben – die Widerhaken hat der Regisseur immer mit inszeniert. Wer eine Kinokarte löst, braucht nur eines: die Liebe zu moderner Kunst!