Das fliegende Klassenzimmer

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Kann es sein, dass auch Kinderbuch-Klassiker altern können? Diese Frage stellte sich mir bei der Sichtung der x-ten Verfilmung des Erich-Kästner-Romans „Das fliegende Klassenzimmer“. Die gebürtige schwedische Regisseurin Carolina Hellsgård hat nach einem Drehbuch von Gerrit Hermans ihre Version von DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER behutsam modernisiert: Diese Fassung spielt in heutigen Zeit im sommerlichen Südtirol. Der Original-Roman spielte übrigens im Winter.

Die 13-jährige Martina (Leni Deschner) lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter (Jördis Triebel) und ihren kleinen Bruder in einer Berliner Hochhaussiedlung. Als sie de Chance auf ein Stipendium im Internat des renommierten Johann-Sigismund-Gymnasiums bekommt, ist sie sofort Feuer und Flamme. Sie muss nur die Probezeit überstehen. Am Bahnhof im Alpenstädtchen Kirchberg wird sie von der frechen Jo (Lovena Börschmann Ziegler), dem gutmütigen Matze (Morten Völlger) und dem kleine Uli (Wanja Valentin Kube) in Empfang genommen und in die Geheimnisse der Schule eingeweiht. Die im Internat lebenden „Stadtkinder“ sind seit Generationen mit den „Externen“ aus dem Ort bis aufs Blut verfeindet.

Den Internatsleiter Justus Bökh (Tom Schilling) lernt Martina als gutmütigen Menschen kennen, der ihr hilft, wo er kann. Schuldirektorin Kreuzkamm (Hannah Herzsprung) ist dagegen eher streng. Zu dumm, dass sie die Mutter der „externen“ Anführerin Ruda (Franka Roche) ist. Martina fasst Zutrauen zum geheimnisvollen Nichtraucher (Trystan Pütter), der in einem abgelegenen Eisenbahnwaggon mitten im Wald haust. Und dann ist da noch der nicht gelöste Zwist zweier ehemaliger Freunde. Am Ende wartet die titelgebende gemeinsame Theateraufführung der „Stadtkinder“ und der „Externen“. Kann sie den Streit schlichten?

Die Geschichte wirkt trotz des modernen Looks ziemlich antiquiert. Der von Carolina Hellsgård solide inszenierte Kinderfilm ist wohltuend sympathisch umgesetzt, die Besetzung überzeugt – doch der Funke will nicht überspringen. Ein entbehrliches Remake!