Es sind die kleinen Dinge

18.04.2024

Eine Bürgermeisterin, die gleichzeitig auch als Lehrerin gegen die Schließung der Dorfschule kämpft, und ein eigenwilliger 65-jähriger, der endlich lesen und schreiben lernen möchte: In ihrem Film ES SIND DIE KLEINEN DINGE versucht die Filmemacherin Mélanie Auffret ganz viele Probleme von kleinen Dörfern zu thematisieren. Das macht sie zwar ziemlich charmant, aber hin und wieder wäre weniger dann doch mehr gewesen…

Eigentlich ist ist Alice (Julia Piaton) voll ausgelastet: In einer 400-Seelen-Gemeinde mitten in der Bretagne ist sie nicht nur Bürgermeisterin, sondern auch Lehrerin. Doch dann setzt sich plötzlich der 65-jährige Émile (Michel Blanc) in ihre Klasse und will endlich lesen und schreiben lernen. Hinzu kommt, dass ihre Schule aufgrund der geringen Schülerzahl vor dem Aus steht. Das lässt sie befürchten, das damit auch das ganze Dorfleben bedroht ist. Jetzt ist guter Rat teuer. Doch die Dorfgemeinschaft hält zusammen und trumpft mit ein paar pfiffigen Ideen auf. Alice ist erstaunt, was sich alle bewegen lässt, wenn alle an einem Strang ziehen…

Auch hier in Deutschland kennen wir das Problem. Die Menschen zieht es zuhauf in die Städte, wo man zwar alle Annehmlichkeiten in der näheren Umgebung hat, die Mieten aber immer mehr durch die Decke gehen. Die Dörfer hingegen vereinsamen zunehmend, da immer mehr Geschäfte aufgeben und die Bevölkerung immer älter wird. Wie gut, dass es dort immer wieder Menschen gibt, die versuchen, die Dinge zum Positiven zu verändern. So auch in diesem Fall.

Doch Regisseurin Mélanie Auffret, die auch am Drehbuch beteiligt war, versucht hier leider ein wenig zu viel in ihren kleinen Film zu stopfen: Analphabetismus, Stadtflucht, Schulschließung, eine verpasste Liebe, Schlaglöcher, fehlender Schwimmuntericht, die Rettung einer Bäckerei und noch so einiges mehr. Man erkennt klar ihre guten Absichten, aber dass einige der Themen nur am Rande stattfinden und viel zu schnell abgearbeitet werden, ist dem Film nicht unbedingt förderlich. Hier wäre, wie bereits eingangs gesagt, weniger mehr gewesen.

Dass der Film aber trotzdem keine Vollkatastrophe geworden ist, ist in erster Linie den Darstellern zu verdanken. Michel Blanc als mitunter grantiger Rentner spielt hervorragend, und Julia Piaton als überforderte Bürgermeisterin/Lehrerin ist ebenfalls eine Idealbesetzung. Und so bleibt ES SIND DIE KLEINEN DINGE zumindest ein interessanter Einblick in das Dorfleben in der französischen Bretagne.

Am Ende überrascht Auffret uns Zuschauer dann aber doch, als sie uns das erwartbare Ende erspart und uns stattdessen mit anderen Augen auf den aufopferungsvollen Einsatz der Protagonistin blicken lässt. Touché!

Trailer

ab12

Originaltitel

Les Petites Victoires (Frankreich 2023)

Länge

91 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Mélanie Auffret

Drehbuch

Mélanie Auffret, Michaël Souhaité

Darsteller

Michel Blanc, Julia Piaton, Lionel Abelanski, Marie Bunel, Marie-Pierre Casey, Sébastien Chassagne, India Hair

Verleih

Happy Entertainment (MT Trading UG)

Filmwebsite

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