Die Liebe in ungleichen Zeiten

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Vor dem Hintergrund eines Landes am Rande eines Umbruchs erzählt Amil Shivji in seinem Film DIE LIEBE IN UNGLEICHEN ZEITEN von einer zarten Liebesgeschichte…

Es sind die letzten Jahre der britischen Kolonialzeit auf Sansibar. Denge (Gudrun Columbus Mwanyika), ein junger, rebellischer Mann, ist tief in den Unabhängigkeitskampf gegen die britische Vorherrschaft involviert und übersetzt für die kommunistische Bewegung sowjetische Propaganda. Dabei trift er im Haus seiner Bekannten Mwajuma (Siti Amina) auf Yasmin (Ikhlas Gafur Vora), die gerade aus ihrer Zwangsehe geflüchtet ist. Beide fühlen sich zueinander hingezogen – sie liebt seinen Freiheitsdrang, während er sich in ihrer Nähe frei fühlt. Als Denge jedoch durch seinen jugendlichen Leichtsinn im Gefängnis landet, liegt es an Yasmin, seinen Kampf fortzuführen…

Historische Filme über die Geschichte Sansibars gab es bislang noch nicht, erst recht keine, die auf Sansibar gedreht worden sind. DIE LIEBE IN UNGLEICHEN ZEITEN betritt da tatsächlich Neuland. Trotzdem muss sich der Film hinter keiner anderen Produktion verstecken, im Gegenteil. Der in Tansania geborene Regisseur Amil Shivji, der zusammen mit Jenna Bass auch das Drehbuch geschrieben hat, erzählt in ruhigen, fast schon elegischen Bilder von einer zarten Annäherung. Dabei könnten die Zeichen für die beiden Protagonisten auch ohne den Unabhängigkeitskampf nicht besser stehen. Yasmin wird in ihrer Gesellschaft geächtet, weil sie aus der Zwangsehe mit einem fast drei Mal so alten Mann geflohen ist und Denge hat durch den Einsatz in der kommunistischen Untergrundbewegung auch nicht das beste Standing. Aber beide stehen für ihre Ideale ein und allein das macht sie zu bemerkenswerten Personen.

Dem Film zugrunde liegt der preisgekrönte Roman von Shafi Adam Shafi, den Shivji hier mustergültig umgesetzt hat. Dabei verzichtet er komplett auf Bilder von Sultanspalästen und weißen Stränden, die gerade wir Europäer dank hochglänzenden Urlaubsprospekten als erstes mit Sansibar in Verbindung bringen. Doch abseits der auf Tourismus setzenden Teile der Insel leben die Bewohner oftmals in Armut und ohne Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen. Allein der Blick in diese Welt ist schon das Lösen einer Kinokarte wert.

An manchen Stellen hätte ich mir gerne ein wenig mehr Tempo gewünscht, daher würde ich DIE LIEBE IN UNGLEICHEN ZEITEN eher nicht Menschen empfehlen, die ein Problem mit Langsamkeit haben. Allen anderen sei dieser wunderbare kleine Film aber wärmstens ans Herz gelegt.