Die Agentin

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Über ein Jahr lang hat Mossad-Kontaktmann Thomas Hirsch (Martin Freeman) nichts mehr von seiner Agentin Rachel (Diane Kruger) gehört, als er plötzlich einen kryptischen Anruf von ihr erhält. Ihr Vater sei gestorben. Zum zweiten Mal. Dann legt sie auf. Sofort wird Thomas zu einem Krisentreffen beordert. Der Geheimdienst ist alarmiert, denn als ehemalige Mossad-Spionin verfügt Rachel über brisantes Wissen. Jahrelang hatte Thomas sie auf immer gefährlichere Missionen geschickt, bis sie sich in eine Zielperson verliebte. Jetzt soll Thomas herausfinden, ob Rachel eine Bedrohung für die Organisation darstellt, während er zugleich versucht, sie zu beschützen.

Kritik

Wer bei DIE AGENTIN einen actiongeladenen Kracher im Bond-Stil erwartet, dürfte enttäuscht werden. Dabei kann der Film so viel mehr…

Als ich den Film im diesjährigen Berlinale-Programm entdeckt habe, war mir klar, dass ich ihn mir nicht entgehen lassen würde. Hochkarätig besetzt mit Diane Kruger und Martin Freeman versprach der Film, ein typischer Agententhriller zu werden. Doch weit gefehlt, denn Regisseur Yuval Adler verzichtet auf spektakuläre Action-Sequenzen, große Verfolgungsjagden oder sonstige Dinge, die man in diesem Genre erwarten würde. Stattdessen konzentriert er sich einzig und allein mit den Mechanismen, die sich hinter solchen Spionage-Operationen verbergen. Er konzentriert sich verstärkt darauf, was ein solches Leben mit der Psyche eines Menschen macht und warum jemand überhaupt bereit ist, ein normales Leben aufzugeben, sich ständig in Gefahr zu begeben und ständig die Wahrheit vor seinen Mitmenschen verschweigen zu müssen.

Aus diesem Grund hebt sich DIE AGENTIN wohlwollend von bisherigen Vertretern des Genres ab. Vom Autor der Vorlage „The English Teacher“, Yiftach Reicher Atir hat Adler daher auf die psychologischen Belastungen der tatsächlichen Spionagearbeit konzentriert. Herausgekommen ist ein sehenswerter Film, der aber trotz seiner alternativen Herangehensweise durchaus spannend geworden ist.