Mit BLITZ erzählt Regisseur Steve McQueen eine Mutter-Sohn-Geschichte in den Wirren des Zweiten Weltkriegs. Doch leider verfängt sich der Film in zu vielen Nebenschauplätzen und wirkt überraschend gefühlskalt…
Als im Zweiten Weltkrieg die Luftangriffe der Deutschen auf London zunehmen, entscheidet sich die Regierung, Kinder gezielt aufs Land in Sicherheit zu schicken. Auch die Fabrikarbeiterin Rita (Saoirse Ronan) muss sich von ihrem neunjährigen Sohn George (Elliott Heffernan) trennen. Doch dieser kommt niemals am Ziel an. Auf halber Strecke entschließt sich George, aus dem Zug zu springen und auf eigene Faust nach London zu seiner Mutter und seinem Großvater Gerald (Paul Weller) zurückzukehren. Während er sich auf die gefährliche und abenteuerliche Rückreise begibt, beginnt Rita verzweifelt nach ihrem Sohn zu suchen…
Beeindruckende Bilder zaubern kann Steve McQueen, gar keine Frage. Viele der Einstellungen in BLITZ gleichen einem Gemälde, in dem jeder Aspekt nahezu perfekt ist. Sei es die eindrucksvolle Kameraführung von Yorick Le Saux, das sensationelle Setting, die perfekt Ausleuchtung oder das edle Kostümdesign – man erkennt, dass sich McQueen hier die Besten der Besten zusammengesucht hat.
Doch all das wiegt nicht gegen das dünne Drehbuch auf, das McQueen selbst verfasst hat. Viel zu sehr verliert sich der Regisseur in zu viel Details und führt ausführlich mehr und mehr Figuren ein, nur um sie kurz darauf schon wieder aus den Augen zu verlieren. Allein eine pompöse Szene in einem Nachtclub ist so aufwendig inszeniert, dass man als Zuschauer nur erahnen kann, wieviel Geld hier verpulvert wurde. Denn dieser Club und seine Gäste geraten genauso schnell wieder in Vergessenheit, wie sie urplötzlich aufgetaucht sind.
Aber auch das Timing passt in BLITZ so überhaupt nicht. Es dauert stolze 70 Minuten, bevor Saoirse Ronans Figur überhaupt erst erfährt, dass ihr Sohn aus dem Zug verschwunden ist. Kein Wunder, dass wir am Ende auf stolze 120 Minuten Laufzeit kommen, von denen man locker ein Drittel hätte streichen können – oder gar noch mehr.
Saoirse Ronan, die auch hier wie immer eine eindrucksvolle Leistung abliefert, kann nicht davon ablenken, dass es sich bei BLITZ eigentlich nur um eine bloße Aneinanderreihung von Momenten handelt, nicht mehr und nicht weniger. Man merkt als Zuschauer förmlich, wie unterfordert Ronan in ihrer Rolle ist.
Nein, BLITZ kann leider ausschließlich visuell beeindrucken, während die Handlung mehr als zu vernachlässigen ist. Steve McQueen mag ein begnadeter Regisseur sein, das hat er u.a. mit „Shame“ (2011) und „12 Years a Slave“ (2013) eindrucksvoll bewiesen, beim Geschichtenerzählen hapert es jedoch noch immer. Schade.
Blitz (Großbritannien 2024)
120 Minuten
Drama / Historie
Steve McQueen
Steve McQueen
Saoirse Ronan, Elliott Heffernan, Harris Dickinson, Benjamin Clementine, Kathy Burke, Paul Weller, Stephen Graham, Leigh Gill, Mica Ricketts, CJ Beckford, Alex Jennings, Joshua McGuire, Hayley Squires, Erin Kellyman, Sally Messham
Apollo Filmproduktions GmbH
Im Kino ab dem 07.11.2024, ab dem 22.11.2024 auf Apple TV+ verfügbar