Belle

09.06.2022

Gleich zu Beginn glaubt man seinen Augen nicht zu trauen: Bin ich etwa in der Anime-Version von „Everything Everywhere All at Once“ gelandet? Der japanische Animationsfilm BELLE von Mamoru Hosoda fängt mit einem spektakulären Bilderrausch an, dass einem Hören und Sehen vergeht. Wie in dem chaotischen Erfolgsfilm der „Daniels“, der zurzeit noch in unseren Kinos läuft, springt der Regisseur hektisch von einem Universum ins nächste. Doch allmählich beruhigt sich der Film und wir beobachten das Leben der 17-jährigen Suzu, die mit ihrem Vater in einem kleinen Dorf mitten im Grünen lebt.

Vor Jahren ist ihre Mutter bei dem Versuch, ein Kind aus einem reißenden Fluss zu retten, ertrunken. Seitdem fühlt sie sich zu Hause und in der Schule als Außenseiterin – ein verhuschtes, unscheinbares Mädchen ohne Freunde. Das ändert sich schlagartig, als Suzu die Internet-Plattform „U“ für sich entdeckt. In dieser virtuellen Welt mit inzwischen fünf Milliarden Nutzern darf sich jeder sein eigenes Wunsch-Ich erschaffen. Suzus Avatar ist die bildschöne Belle, die mit ihrem traumhaften Gesang jeden im Netz verzaubert. Belle wird der Superstar bei „U“ – und jeder fragt sich: Welcher Mensch verbirgt sich hinter diesem überirdischen Wesen?

Als ein mysteriöses Ungeheuer einen ihrer Konzertauftritte stört, verfolgt sie dieses „Biest“, das in einem einsamen Schloss auf einem abgelegenen Berg haust. Dieses Zusammentreffen war für den Regisseur der Ausgangspunkt für seinen Film. Als Vorbild diente ihm der Jean-Cocteau-Klassiker von 1946 „La Belle et la Bête“ („Es war einmal / Die Schöne und das Biest“), in dem ein schönes Mädchen einen verwunschenen Prinzen erlöst.

Das Internet-Chaos von „U“, die bizarre Schloss des „Biests“ und die ländliche Idylle der japanisches Provinz: Auf diesen drei Ebenen läuft der mit 127 Minuten leider viel zu lange Animationsfilm ab. Irgendwann macht wohl jeder Zuschauer im Kinosaal schlapp – diese Bilderflut ist stellenweise kaum zu ertragen. Und auch die süßliche Klangsoße von Ludvig Forssell und Yuta Bando verlangt uns einiges ab. Nur musical-erprobte Kinogänger können dieser Art von Musik etwas abgewinnen – die anderen sollten versuchen, einfach nicht hinzuhören.

Anime-Filme haben in Japan eine lange und große Tradition. Schon viele Meisterwerke aus diesem Land durften wir in den vergangenen Jahrzehnten bewundern. BELLE gehört leider nicht dazu.

Trailer

ab12

Originaltitel

Belle (Japan 2021)

Länge

121 Minuten

Genre

Animation / Abenteuer / Drama

Regie

Mamoru Hosoda

Drehbuch

Mamoru Hosoda

Original-Stimmen

Kaho Nakamura, Ryō Narita, Shōta Sometani ,Tina Tamashiro, Lilas Ikuta, Ryōko Moriyama, Michiko Shimizu, Fuyumi Sakamoto, Yoshimi Iwasaki, Sachiyo Nakao, Kōji Yakusho, Takeru Satoh

Deutsche Stimmen

Lara „Loft“ Trautmann, Nico Sablik, Tim Schwarzmaier, Laura Oettel, Lea Kalbhenn, Julia Biedermann, Christin Quander, Cathlen Gawlich, Maud Ackermann, Marcus Off, Patrick Baehr

Verleih

Koch Films GmbH

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