Nichts weniger als eine aberwitzige Mediensatire schwebte dem französischen Regisseur Bruno Dumont vor, als er FRANCE in Angriff nahm. Mit absurdem Witz stellt er hier die Auswüchse der weltweiten TV-Landschaft bloß – samt der Unsitte der „Fake News“. Als Hauptdarstellerin glänzt Léa Seydoux, die gleich mit drei Filmen in Hamburg vertreten war.
Seydoux spielt die Starjournalistin France de Meurs. Gleich zu Beginn wird sie bei einer Pressekonferenz im Elysée-Palast persönlich von Staatspräsident Emmanuel Macron vorgestellt. (Schade, dass diese echt aussehende Szene nachgestellt wurde, wie im Abspann zu lesen ist). France ist als Talkshow-Moderatorin omnipräsent, arbeitet nebenbei mit Helm und schutzsicherer Weste als Kriegsreporterin und lebt mit Ehemann und Sohn in einer teuren Edelwohnung mitten in Paris, die mit ihrer dunklen Aura wie ein Museum wirkt. Hier möchte niemand leben!
Ihre Karriere erlebt einen deutlichen Knick, als sie im hektischen Verkehr der Hauptstadt einen Rollerfahrer anfährt und sich zu spät zu einer angemessenen Reaktion aufrafft. Als durch eine bewusste akustische Fehlschaltung ihrer Assistentin deutlich wird, wie France ihre Interviewpartner manipuliert, ist sie am Ende. Mit einer überdeutlichen Botschaft schliesst Dumont seinen Film ab: Wer bei der Wahrheit bleibt, verdient eine zweite Chance.
Trotz guter Ansätze ist Dumont in FRANCE nicht alles geglückt. Ein aufwändig mit viel Geld inszenierter spektakulärer Autounfall auf einer kurvigen Küstenstraße an der Côte d’Azur hat mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun – diese fünf Minuten wirken nur aufgesetzt. Aber die Szenen, wie die überragende Léa Seydoux als arrogante Journalistin ihre Mitmenschen herumschubst, sind eine Klasse für sich.
France (Frankreich 2021)
133 Minuten
Drama
Bruno Dumont
Bruno Dumont
Léa Seydoux, Benjamin Biolay, Blanche Gardin, Emanuele Arioli, Gaëtan Amiel, Jawad Zemmar, Marc Bettinelli, Juliane Köhler
MFA+ FilmDistribution e.K.