Mir kommt es so vor, als sei das Jahr 2022 das Filmjahr der Krankheiten. Ich habe sie bislang fast schon alle erlebt: Krebs im Endstadium, Multiple Sklerose, Autismus, Down-Syndrom, geistige und körperliche Behinderung. Ein bisschen viel!
In ZWISCHEN UNS, dem Regiedebüt von Max Fey, leidet Felix (Jona Eisenblätter) am Asperger-Syndrom, einer besonderen Form von Autismus. Phasen der scheinbaren Ruhe und der ungebremsten Gewalttätigkeit wechseln sich ständig ab. Und seine alleinerziehende Mutter Eva (Liv Lisa Fries) steht dem Ganzen hilflos gegenüber. „Wie kann ich meinem Sohn helfen?“
Beim Elternabend stößt sie auf eine Mauer des Hasses: Weder die Klassenlehrerin noch die Eltern der Mitschüler wollen ihn mehr dabei haben. Immerhin bekommt Felix in der Person von Elena (Lena Urzendowsky) eine persönliche Betreuerin. Doch auch sie ist überfordert, als Felix plötzlich verschwindet. Felix’ einziger Vertrauter ist sein Nachbar, der dänisch-stämmige Fischverkäufer Pelle (Thure Lindhardt), der aber auch vieles falsch macht. Als sich die Polizei und das Jugendamt einschalten, ist Eva am Ende. Auch die amtlich bestellte Psychologin (Corinnna Harfouch in einer Minirolle) ist wenig hilfreich. Als Felix bei einem Streit seine Mutter schwer am Kopf verletzt, landet sie im Krankenhaus und er im Heim. Der Kontakt ist (scheinbar) abgebrochen.
Vieles erinnert in seinem dokumentarischen Stil an das radikale Meisterwerk „Systemsprenger“. Doch hier werden die Stationen des Leidenswegs von Felix und Eva eher schablonenhaft abgehakt. Aber wie Liv Lisa Fries diese grenzenlose Liebe zu ihren Sohn spielt, ist schier atemberaubend. Sie ist eine unser großen jungen Schauspielerinnen. Und Jona Eisenblätter ist eine Entdeckung. ZWISCHEN UNS tut weh – und das ist auch gut so!
Zwischen uns (Deutschland 2021)
90 Minuten
Drama
Max Fey
Max Fey, Michael Gutmann
Liv Lisa Fries, Jona Eisenblätter, Thure Lindhardt, Lena Urzendowsky, Corinna Harfouch
Wild Bunch Germany GmbH