Verrückt nach Figaro

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Talentwettbewerbe laufen seit Jahren erfolgreich auf vielen Fernsehkanälen und haben auch längst die Kinoleinwände besetzt. Berühmtestes Beispiel: „One Chance – Einmal im Leben“ mit James Corden als Paul Potts, der 2007 bei der Castingshow „Britain’s Got Talent“ gewann. VERRÜCKT NACH FIGARO von Ben Lewin erzählt jetzt eine ähnliche Geschichte.

Die sichtlich übergewichtige Millie Cantwell (Danielle Macdonald) ist eine erfolgreiche und brillante Fondsmangerin. Gemeinsam mit ihrem Freund Charlie (Shazad Latif) wohnt sie in einem der angesehensten Londoner Stadtteile in einer sündhaft teuren Wohnung. Doch sie träumt von Höherem. Während ihr Freund an ihrer Schulter einschläft, sitzt sie gebannt in der Londoner Oper und schwelgt dahin. Sie möchte unbedingt Opernsängerin werden.

Doch gleich beim ersten Versuch scheitert sie: Am Musikkonservatorium wird sie wegen Talentlosigkeit abgelehnt. Aber sie will nicht aufgeben. Sie kündigt ihren Job, denn sie hatte einen Tipp bekommen: In einem Dorf in den schottischen Highlands residiert eine Gesangslehrerin und ehemalige Operndiva, die sie unterrichten könnte – falls genug Geld fließt. Beim ersten Telefonat lehnt Meghan Geoffrey-Bishop (Ex-Bond-Girl Joanna Lumley) zwar ab. Erst als sie merkt, wie reich die Anruferin ist, willigt sie zu einem Vorsingen ein.

Also reist Millie in den hohen Norden und nistet sich im örtlichen Pub und Guesthouse ein. Was sie nicht ahnt: Der Koch Max Thistlewaite (Hugh Skinner), der ihr das Abendessen serviert, ist bislang der einzige Schüler von Meghan. Er trainiert für den Wettbewerb „Singer of Renown“, den er nach mehreren Anläufen endlich gewinnen will. Und er sieht in Millie sofort eine ernst zu nehmende Konkurrentin. Derweil entpuppt sich Meghan als tyrannische Lehrerin, die Millie bis aufs Blut ärgert – aber bereit ist, ihr Gesangsstunden zu geben.

Bei der Vorentscheidung in Edinburgh schaffen Millie und Max mühelos den Sprung ins Londoner Finale. Und inzwischen sind sich die beiden auch privat näher gekommen. Kurz vor ihrem vom Fernsehen live übertragenen Auftritt hilft Millie selbstlos einer Konkurrentin, die sich wegen ihres Lampenfiebers übergeben muss. Und im fernen Schottland schauen im Pub alle gebannt zu…

VERRÜCKT NACH FIGARO ist extrem vorhersehbar. Auf Überraschungen wartet man vergebens. Doch wer die Oper liebt, fühlt sich angenehm unterhalten. Die anderen eher weniger!