L’Immensitá – Meine fantastische Mutter

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Welch eine Frau! L’IMMENSITA – MEINE FANTASTISCHE MUTTER von Emanuele Crialese wird ganz allein von einem besonderen Weltstar getragen: von der hinreißenden Penélope Cruz! Sie dominiert jede Szene dieses italienischen Melodrams aus dem Rom der schillernden 1970er-Jahre.

Die Familie Borghetti lebt in einem der kürzlich gebauten anonymen Wohnkomplexe am Rande von Rom. Die spanisch-stämmige Clara (Penélope Cruz) fühlt sich in ihrer lieblosen Ehe mit dem ständig aufbrausenden und autoritären Felice (Vincenzo Amato) eingeengt. Einziger Lebensinhalt sind ihre drei Kinder, die sie liebevoll umsorgt: Adri (Luana Giuliani), Gino (Patrizio Francioni) und Diana (Maria Chiara Goretti). Diana, die Jüngste, ist pflegeleicht, doch ihr Sohn und ihre ältere Tochter machen ihr Sorgen. Der dickliche Gino kackt ständig in irgendwelche Zimmerecken, und Adri fühlt sich im falschen Körper gefangen: Eigentlich ist sie ein Junge und will Andrea (in Italien ein Männername!) genannt werden.

Obwohl es ihre Eltern ihnen strikt verboten haben, stromern die drei Kinder durch ein nahegelegenes Schilfwäldchen, hinter dem sich eine illegale Barackensiedlung von Sinti und Roma verbirgt. Dort trifft Andrea auf das bildschöne Mädchen Sara (Penelope Nieto Conti), mit dem er/sie sich anfreundet – bis zum ersten Kuss. Auch gelegentliche Kinobesuche oder gemeinsame Fernsehabende mit Schlagersendungen können aber nicht darüber hinwegtäuschen: Die Familie ist am Ende. Und irgendwann landet Clara in einer psychiatrischen Klinik…

Basierend auf eigenen Erinnerungen hat Regisseur Emanuele Crialese gemeinsam mit Francesca Manieri und Vittorio Moroni auch das Drehbuch geschrieben. Da ist wohl viel Autobiografisches mit eingeflossen. Zu allem Überfluss hat er sich für ein Stilmittel entschieden, das so manchen Kinobesucher verstören wird: Einige Szenen arrangiert Crialese als Musical, in denen Clara als Schlagersängerin auftritt. Und gleich zu Anfang inszeniert Crialese das Tischdecken als getanzte Choreografie der Mutter und ihrer drei Kinder. Das muss man mögen! So bleibt am Ende ein fader Beigeschmack. Mir war das alles ein Spur zu aufgesetzt. Doch Penélope Cruz ist und bleibt eine Sensation!