Töchter

07.10.2021

Auch im Kino gibt es noch Wunder. Kann uns ein Roadmovie noch überraschen? Dieses Genre ist fast so alt wie das Kino selbst. TÖCHTER von Nana Neul zeigt uns, dass es immer noch Neues, Unverbrauchtes zu sehen gibt. Dieser Film ist urkomisch und gleichzeitig zutiefst tragisch – zwei Emotionen, von denen diese Kunstgattung lebt. Auch Film-Freaks, die glauben, dass sie nichts mehr überraschen kann, durchleben hier ein Wechselbad der Gefühle. Alle 15 Minuten kippt die Stimmung – der Zuschauer ist sich nie sicher, wohin TÖCHTER als nächstes driftet. So schön kann Kino sein! 

Martha (Alexandra Maria Lara) und Betty (Birgit Minichmayr) sind seit 20 Jahren engste Freundinnen. In Rom, wo Betty auf eine religiöse Erweckung wartet, erreicht sie ein panischer Anruf aus Berlin. Martha, die sich seit einem traumatischen Unfall vor fünf Jahren nicht mehr ans Steuer traut, soll ihren todkranken Vater Kurt (Josef Bierbichler) in die Schweiz fahren, wo dieser seinem Leben ein Ende setzen will (erlaubte Sterbehilfe). Die beiden Freundinnen holen den mürrischen Kurt in Dortmund ab („Dortmund ist hässlich!“) und fahren an den Lago Maggiore. Was Kurt natürlich nicht erzählt hat: Er will gar nicht sterben, sondern seine Jugendliebe wiedersehen.

Auch Betty kämpft mit familiären Problemen. In Norditalien, wohin die Freundinnen danach fahren, muss sie erfahren, dass ihr geliebter Stiefvater gar nicht tot ist (das Grab ist leer), sondern sich wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten vor Jahrzehnten nach Griechenland verpisst hatte. So reist sie auf die griechische Insel Amorgos, wo das Schicksal sie einholt.

Der Film schafft es, dass mittendrin die Hauptperson wechselt, ohne dass wir irritiert sind. Jetzt leiden wir mit Birgit Minichmayr als Betty, die einen neuen Halt für ihr Leben sucht. Dabei spielt auch eine alte Pistole eine wichtige Rolle. Filmkritiker haben in TÖCHTER das Vergnügen, nur nicht zu viel verraten zu müssen – dann ist der Spaß umso größer.

Nach ihrem gleichnamigen Roman hat Lucy Fricke gemeinsam mit Regisseurin Nana Neul ein perfektes Drehbuch geschrieben. Der Spaß übertrug sich unübersehbar beim Set auf alle Schauspieler. Timing, Optik und Stil stimmen in jeder Sekunde. Das ist Kino, wie wir es lieben!

Trailer

ab12

Originaltitel

Töchter (Deutschland 2021)

Länge

122 Minuten

Genre

Drama

Regie

Nana Neul

Drehbuch

Lucy Fricke, Nana Neul, nach einem Roman von Lucy Fricke

Darsteller

Birgit Minichmayr, Alexandra Maria Lara, Josef Bierbichler, Giorgio Colangeli, Andreas Konstantinou, Luisa de Santis, Gundi Ellert, Hans-Jochen Wagner, Massimo de Lorenzo, Michalis Sarantis

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

Filmwebsite

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