Memory Hotel

30.10.2025

Wie wagemutig muss man sein, um unglaubliche 25 (!) Jahre lang an einem Film zu arbeiten und ihn tatsächlich fertigzustellen? Genau das hat der deutsche Regisseur Heinrich Sabl (geboren 1961) mit seinem Stop-Motion-Animationsfilm MEMORY HOTEL geschafft. Eine faszinierende Leistung zum Niederknien! Doch um welchen Preis?

Sabl wuchs in der Nähe von Görlitz auf und erzählt uns in MEMORY HOTEL eine Parabel über eine Jugend in der DDR, die stark von der sowjetischen Besatzung geprägt war. Es ist nicht seine eigene Geschichte – sondern die von Sophie.

Deutschland, 1945: Die fünfjährige Sophie (Stimme: Elsa Seusing) und ihre Eltern (Steffi Kühnert, Florian Lukas) fliehen vor der Roten Armee. Im Gepäck haben sie nur ein paar Kleidungsstücke und Fahrkarten für ein Schiff nach Amerika. Während einer Rast in einem einsam gelegenen Hotel gerät die Familie in einen Konflikt mit dem diabolischen Nazi Scharf (Milton Welsh) und dem Hitlerjungen Beckmann (Milan Peschel). Im Handgemenge verliert die kleine Sophie nicht nur ihre Eltern, sondern auch ihre Erinnerungen.

Als sie wieder zu sich kommt, ist das Hotel in sowjetischer Hand und sie zur Köchin des Hauses befördert. Die Jahrzehnte verstreichen wie im Flug, und unter der Obhut des Sowjetsoldaten Wassili (Anton Peisakhov) wächst Sophie zur Frau (Svenja Liesau, später: Dagmar Manzel) heran. Noch ahnt sie nicht, dass die Wahrheit über ihre Vergangenheit den Weg in ihre Zukunft ebnen wird – und der erste Hinweis im Luftschutzkeller des Hotels seit vielen Jahren nur darauf wartet, von ihr entdeckt zu werden…

Die archetypischen Figuren sind herrlich skurril entworfen – bisweilen fühlt man sich aber wie in einem Kuriositätenkabinett. Und irgendwann durchschaut man die überladene Symbolik der Geschichte und ist verstimmt. Im Deutschen gibt es dafür den wunderschönen Begriff „bedeutungsschwanger“.

Bei der Entwicklung und beim Bau der Figuren hatte Heinrich Sabl ein großes Team an seiner Seite, doch das meiste machte er in jahrelanger Einzelarbeit (Drehbuch, Regie, Kamera, Animation).

Am Ende bleibt das Fazit: Ich bin in der vertrackt-surrealen Welt vom MEMORY HOTEL nicht angekommen. Wenn der Film wenigstens komisch wäre – über lange Strecken ist er leider nur dröge und zäh. Sorry!

Trailer

ab12

Originaltitel

Memory Hotel (Deutschland 2024)

Länge

101 Minuten

Genre

Drama / Animation

Regie

Heinrich Sabl

Drehbuch

Heinrich Sabl

Kamera / Bildgestaltung

Heinrich Sabl

Deutsche Stimmen

Elsa Seusing, Svenja Liesau, Dagmar Manzel, Milan Peschel, Anton Peisakhov, Sergej Gladkich, Milton Welsh, Steffi Kühnert, Florian Lukas, Heinrich Sabl, Katharina Wackernagel

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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