Land of Dreams

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Die iranisch-stämmige US-Regisseurin, Fotografin und Multimedia-Künstlerin Shirin Neshat hat gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten und Co-Regisseur Shoja Azari einen hintergründigen und visuell ungewöhnlichen Film gedreht, dessen faszinierende politische Dimension uns Zuschauern erst allmählich klar wird. LAND OF DREAMS zeigt uns ein Land, das wir so nicht wollen.

Die USA in naher Zukunft: Die Vereinigten Staaten haben ihre Grenzen abgeschottet, und das geheimnisvolle „Zensus-Büro“ ist die wichtigste Behörde der autoritären Regierung. Im Auftrag von „Zensus“ reist Simin (Sheila Vand), eine junge Frau mit iranischen Wurzeln, durch die Provinz des Mittleren Westens und lässt sich von den zunächst skeptischen Bürgern deren Träume erzählen. Damit dabei nichts schief läuft, hat sie den zynischen Bodyguard Alan (Matt Dillon) ständig an ihrer Seite. Abends in ihrem Motelzimmer hört sie die mitgeschnittenen Monologe ab und verarbeitet sie auf bizarre Weise: In immer wieder anderen Verkleidungen und Frisuren spricht sie diese Träume auf Farsi nach und stellt diese Solo-Performances ins Internet.

Erst nach einer Weile begreift sie, was „Zensus“ eigentlich mit dieser landesweiten Aktion vorhat: auch die Träume der Bürger zu kontrollieren und so ein Mittel zu haben, die Bevölkerung zu unterdrücken. Genauso funktioniert Totalitarismus! Doch wie kann sich Simin dagegen wehren?

LAND OF DREAMS liefert wunderschöne Bilder aus der amerikanischen Provinz – fast zu schön für dieses bitterböse Thema. Doch irgendwann zerfasert der Film – die Sequenzen wirken mit der Zeit nur noch beliebig. So ist beispielsweise die Szene in einer christlichen Sekte symbolisch viel zu überladen. Und Matt Dillon macht als mürrischer Bodyguard viel zu wenig aus seiner undurchsichtigen Rolle. Dieser ungewöhnliche Science-Fiction-Film hat gute Ansätze, doch er hält die innere Spannung leider nicht durch.

P.S. Das Drehbuch war übrigens die letzte Arbeit des 2021 gestorbenen genialen Filmautors Jean-Claude Carrière, bekannt geworden durch seine Zusammenarbeit mit Luis Bunuel.