Haute Couture – Die Schönheit der Geste

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Auch wenn HAUTE COUTURE – DIE SCHÖNHEIT DER GESTE ziemlich vorhersehbar ist, ist Regisseurin Sylvie Ohayon damit ein Interessantes Portrait zweier unterschiedlicher Frauen gelungen.

Während die erfahrene Direktrice Esther (Natalie Baye) im Modehaus Dior ihre letzte Kollektion vor ihrem Ruhestand vorbereitet, wird sie in der Metro bestohlen. Doch die Diebin Jade (Lyna Khoudri) plagen nach kurzer Zeit Gewissensbisse, und so bringt sie die erbeutete Handtasche zurück. Trotz des Diebstahls möchte Esther dem rebellischen Mädchen eine Chance geben und bietet ihr ein Praktikum in dem Haute-Couture-Atelier an. Für Esther ist es die letzte Gelegenheit, ihre Überzeugung an eine junge Frau weiterzugeben, und für Jade ist es vielleicht endlich eine Möglichkeit, dem trostlosen Leben in den Banlieus zu entfliehen. Aber auch hinter den Wänden des Ateliers geht es alles andere als friedlich zu…

Geschichten über letzte Chancen, Culture-Clash, aber auch über aussterbende Handwerksberufe haben wir bereits mehr als genug gesehen. Immer wieder laufen sie nach dem gleichen Schema ab: Ein (meist junger) Mensch der Unterschicht erhält eine einmalige Gelegenheit, ist voller Hoffnung, verpatzt es und bekommt trotzdem doch noch eine allerletzte Chance. Das ist hier überhaupt nicht anders, und so wünscht man sich als Zuschauer, die Regisseurin Sylvie Ohayon hätte sich mal etwas mehr getraut. Aber Pustekuchen, hier wird streng nach dem Kochbuch für einen solchen Film verfahren. Schade eigentlich.

Was den Film dann aber doch wieder interessant macht, sind die Darstellungen der beiden Hauptfiguren. Natalie Baye verkörpert die fast schon verbitterte Chefin par Exellence, und die natürliche Spielweise von Lyna Khoudri ist äußerst erfrischend. Und so schaut man diesen beiden Frauen trotz der Vorhersehbarkeit irgendwie doch ganz gerne zu. Auch wenn es inhaltlich noch ein wenig mehr hätte sein können.