Hatching

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Body-Horror aus Finnland – das ist ziemlich ungewöhnlich. HATCHING (auf deutsch: ausbrüten) von Hanna Bergholm lief erfolgreich beim Sundance Filmfestival und bei den hiesigen Fantasy Film Nights. Doch die Vorschusslorbeeren kann der Schocker leider nicht erfüllen – vieles ist vorhersehbar und am Ende unbefriedigend.

Die zwölfjährige Tinja (Siiri Solalinna) lebt mit Vater (Jani Volanen), Mutter (Sophia Heikkilä) und kleinem Bruder ein idyllisches Leben in der finnischen Provinz, Die ehemalige Eiskunstläuferin ist inzwischen ein Star in der Influencer-Szene und will aus ihrer Tochter unbedingt eine Super-Turnerin machen. Doch so richtig klappt es am Stufenbarren leider nicht. Als ein Rabe sich ins Wohnzimmer verirrt, dreht die Mutter ihm kurzentschlossen den Hals um. Aus grenzenloser Wut flieht Tinja in den Wald, wo sie ein zurückgelassenes Vogelei findet, das sie heimlich in ihrem Zimmer versteckt und ausbrütet.

Das Ei wird immer größer – und heraus kommt am Ende ein Wesen, halb Vogel, halb Monstrum, das später zu einem jungen Mädchen mutiert. Tinja hält das Wesen vor ihrer Familie geheim und freundet sich mit ihm an. Als die Mutter sich in einen anderen Mann verliebt und mehr Zeit bei ihm als zu Hause verbringt, ist die Idylle geplatzt. Tinja wird zwischen den beiden Familien aufgerieben, und ihre Turn-Karriere scheint am Ende zu sein. Dann passieren blutige Zwischenfälle, für die das „Wesen“ verantwortlich ist. Der Schluss ist extrem brutal – aber ich verrate nichts.

Natürlich ist HATCHING in erster Linie eine Allegorie über die Pubertät eines jungen Mädchens. In einer Szene findet Tinjas Vater Blutflecken auf ihrem Bettlaken, traut sich aber nicht, mit ihr über ihre erste Menstruation zu reden. Ihre Mutter hat nur Tinjas Karriere im Visier – ohne Rücksicht auf Verluste. Die schönen Bilder aus den finnischen Wäldern sollen uns einlullen – der Schrecken kommt früh genug. Die gelungenen Ansätze sind da, die Inszenierung ist elegant – doch nicht alles funktioniert. Und das Finale ist reichlich aufgesetzt.

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