Für immer hier

13.03.2025

Der scheinbar aussichtslose Kampf einer einzelne Frau gegen die brutale Staatsmacht und gleichzeitig eine herzzerreißende Liebesgeschichte: Daraus entstehen große Filme – wie FÜR IMMER HIER des brasilianischen Regisseurs Walter Salles. Eine wahre Geschichte! Am 2. März wurde dieses aufwühlende Drama mit dem Oscar als Bester internationaler Film ausgezeichnet.

Rio de Janeiro, Copacabana, 1971: Unbeschwert tollen fünf Geschwister mit ihren Freunden am Strand oder baden im Atlantik. Doch der Schein trügt: Brasilien befindet sich im festen Griff einer Militärdiktatur. Vater der fünf Kinder ist der frühere Kongressabgeordnete Rubens Paiva (Selton Mello), ein erbitterter Gegner des Regimes. Er und seine unpolitische Frau Eunice (Fernanda Torres) versuchen verzweifelt, in ihrem Haus am Strand ihren Kindern eine heile Welt vorzuspielen.

Doch das Unfassbare geschieht: Eines Tages zerren Regierungsbeamte Rubens aus dem Haus. Angeblich soll er nur eine Aussage bei den Behörden machen. Kurze Zeit später erleidet Eunice das gleiche Schicksal: Sie wird in eine fensterlose Zelle gesperrt und brutal verhört. Sie soll Freunde und Arbeitskollegen belasten, die linker Aktivitäten beschuldigt werden. Erst nach Tagen wird sie entlassen – ihr Mann jedoch nicht. Als sie in Erfahrung bringen will, was mit Rubens passiert ist, stößt sie bei den Offiziellen auf taube Ohren – ihr Mann bleibt verschwunden.

Wie soll sie das ihren Kindern erklären? Wie kann die Familie ohne Vater und Ehemann überleben? Eunice nimmt den Kampf gegen das Regine auf. Aus der unpolitischen Hausfrau wird mit den Jahren eine bewusst lebende Aktivistin. Sie studiert Jura und kümmert sich als Menschenrechtsanwältin um die Rechte indigener Einwohner. Sie wird zur Stimme der sogenannten „Desaparecidos“ – der „Verschwundenen“: unschuldiger brasilianischer Bürger, die vom Regime verhaftet, entführt, gefoltert und ermordet wurden.

Wie Fernanda Torres diese mutige Frau, die nie aufgibt, spielt, ist schlichtweg atemberaubend. Ihr Lohn: der Golden Globe und eine Oscar-Nominierung!

Regisseur Walter Salles hatte Ende der 1960er-Jahre die Familie Paiva persönlich kennengelernt. Diese private Nähe ist in jeder Sekunde dieses 138 Minuten langen Films zu spüren. Er blättert in mehreren Zeitstufen ein gewaltiges Epos auf, das wohl jeden Zuschauer emotional überwältigt. Mag Salles’ Inszenierungsstil auch etwas konventionell wirken – das Thema und seine Umsetzung verzeihen dies! FÜR HIER IMMER basiert übrigens auf dem gleichnamigen Buch von Marcelo Rubens Paiva, dem Sohn von Eunice und Rubens.

Der Film endet 1996: Erst jetzt, nach Jahrzehnten der Suche, erhält Eunice (als alte Frau: Fernanda Montenegro) ein offizielles Schreiben über das Schicksal ihres Mannes…

Fazit: Diktaturen sterben nie aus. FÜR IMMER HIER ist aktueller denn je. Ein großer Film, ein wichtiger Film!

Trailer

ab12

Originaltitel

Ainda Estou Aqui / I'm Still Here (Brasilien 2024)

Länge

138 Minuten

Genre

Drama / Thriller

Regie

Walter Salles

Drehbuch

Murilo Hauser, Heitor Lorega, basierend auf dem Buch von Marcelo Rubens Paiva

Kamera / Director of Photography (DOP)

Adrian Teijido

Darsteller

Fernanda Torres, Selton Mello, Fernanda Montenegro, Valentina Herszage, Luiza Kozovski, Maria Manoella, Marjorie Estiano, Bárbara Luz, Cora Mora, Gabriela Carneiro da Cunha, Olivia Torres, Guilherme Silveira, Antonio Saboia, Pri Helena, Dan Stulbach, Thelmo Fernandes

Verleih

DCM Film Distribution GmbH

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