Das Assad-Regime ist zwar Geschichte – das mindert aber die Bedeutung des Polit-Thrillers DIE SCHATTENJÄGER von Jonathan Millet aber in keinster Weise. Denn dieses raffinierte Katz-und-Maus-Spiel um einen Gefolterten und seinen Folterer ist zeitlos.
Der junge Syrer Hamid (Adam Bessa) wurde jahrelang im Gefängnis gefoltert und dann von syrischen Soldaten in der Wüste ausgesetzt, den sicheren Tod vor Augen. Doch Hamid überlebt – und studiert zwei Jahre später in Straßburg. Er wartet auf die Genehmigung seines Asylantrags in Deutschland und ist Mitglied der geheimen Yaqaza-Zelle: einem Untergrundnetzwerk aus Zivilisten, die flüchtige Kriegsverbrecher des Assad-Regimes verfolgen und der Justiz ausliefern.
In einem Kommilitonen glaubt er seinen ehemaligen Peiniger Sami Hanna wiederzuerkennen, der unter dem Namen Harfaz (Tawfeek Barhom) Chemie studiert. Da er von seinem Folterer lediglich die Stimme und den Geruch kennt, kann er sich nur auf seine Intuition verlassen. Nötige Zusatzinformationen erhält er von der deutschen Kurierin Nina (Julia Franz Richter), die auch für die Yaqaza-Zelle arbeitet.
Tag und Nacht beschattet Hamid seinen vermeintlichen Gegner, um hinter dessen Geheimnis zu kommen. Wird sich Harfaz verraten? Durch Zufall sitzen sich eines Tages die beiden jungen Männer in einem Schnellrestaurant gegenüber und fangen ein banales Gespräch an. (Wer denkt da nicht an den Film-Klassiker „Heat“?) Wie kann Hamid den anderen überführen? Und ist Harfaz überhaupt der gesuchte Täter?
Regisseur Jonathan Millet kennt sich in diesem Genre aus. Er weiß, wie man einen Spionage-Thriller inszeniert, wie man geschickt die Effekte bei Beschattung und Verfolgung einsetzt. Dabei vergisst er nie die tiefere Bedeutung dieser Geschichte und zeigt uns ständig Hamids Selbstzweifel – einen Menschen mit gequälter Seele. In DIE SCHATTENJÄGER verschwimmen die Grenzen zwischen Wahrheit und Obsession, zwischen Gerechtigkeit und Selbstjustiz fließend.
Wir fragen uns wohl alle: Wie werden die neuen Machthaber Syrien aus dem Chaos befreien?
Les Fantômes (Frankreich / Belgien / Deutschland 2024)
108 Minuten
Drama / Thriller
Jonathan Millet
Jonathan Millet, Florence Rochat
Olivier Boonjing
Adam Bessa, Tawfeek Barhom, Julia Franz Richter, Hala Rajab, Shafiqua El Till, Sylvain Samson, Saboor Rasooli, Faisal Alia, Pascal Cervo, Mudar Ramadan, Marie Rémond, Dorado Jadida, Fakher Aldeen Fayad, Janty Omat Jacques Follorou
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