Die letzte Fahrt der Demeter

17.08.2023

Wir müssen uns bei diesem Horrorfilm leider damit abfinden: Hier ist nichts unbekannt – und das gilt auch auch für Fans, die ansonsten mit diesem besonderen Genre so gar nichts anfangen können. Als dem Vampir Graf Dracula in seiner transsylvanischen Heimat der Boden zu heiß wird, schifft er sich ein, um sein Unwesen im fernen London fortzusetzen. Und genau diese Schiffsreise vom bulgarischen Varna am Schwarzen Meer bis nach England erzählt der Horrorfilm DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER des norwegischen Regisseurs André Øvredal – frei nach dem Roman-Klassiker „Dracula“ von Bram Stoker. Im Buch braucht der Autor für diese Sequenz nur wenige Seiten, hier dauert es 119 (!) Minuten.

Der Kapitän Eliot (Liam Cunningham) des russischen Frachters „Demeter“ muss gegen gutes Geld akzeptieren, dass eine obskure Ladung ihren Platz im Bauch des Schiffes findet: zwei riesige Kisten mit unbekanntem Inhalt. Nur das unübersehbare Drachen-Symbol auf dem Deckel schreckt so manchen ab. Die zusammengewürfelte Mannschaft macht sie auf die weite Reise – mit dabei der Schiffsarzt Clemens (Corey Hawkins), der slawische Wojchek (David Dastmalchian) als stellvertretender Kapitän und die blinde Passagierin Anna (Aisling Franciosi) aus Rumänien, die mehr über Dracula weiß als jeder andere an Bord.

Erst verlassen die Ratten das Schiff, dann werden Besatzungsmitglieder mit blutigen Halswunden tot aufgefunden. Was passiert nachts? Regisseur André Øvredal macht genau das Richtige: Er zeigt den todbringenden Vampir erst sehr spät und bewusst zunächst eher schemenhaft. Da ist unsere Fantasie gefragt!

Wer den genialen Stummfim-Klassiker „Nosferatu“ von Friedrich Wilhelm Murnau (übrigens als Friedrich Wilhelm Plumpe in Bielefeld geboren) schon mal gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. Eine der beiden Kisten ist nur mit Erde gefüllt: Jede Nacht steigt Dracula aus seinem „Sarg“, um seine Zähne in fremden Hälsen zu versenken – ohne frisches Blut läuft bei ihm nichts.

Kurz vor der englischen Küste ist kaum noch jemand am Leben – und Anna rafft sich zu einer Verzweiflungstat auf. Am Ende trifft der einzige Überlebende Clemens in einer Londoner Kneipe auf Graf Dracula, der plötzlich gar nicht mehr wie eine überdimensionale Fledermaus aussieht. Der Rest ist Geschichte. (Auch Klaus Kinski durfte bei Werner Herzog Dracula spielen.)..

Darf man einen Horrorfilm ins Kino bringen, der völlig ohne Überraschungsmomente auskommt? Ich meine ja – doch um welchen Preis? Es gibt Kollegen, die diesen Film komplett ablehnen – weil sie alles vermissen, was zum Genre gehört. Für mich ist DIE LETZTE FAHRT DER DEMETER ein grundsolider Horrorfilm mit Schreckens-Sequenzen, die – zugegeben – einen nicht unbedingt vom Hocker hauen. Die Liste der Dracula-Verfilmungen ist lang – dies ist guter Durchschnitt! Ein norwegischer Regisseur und unbekannte Schauspieler – auch davon lebt das Kino! Für Genre-Fans!

Trailer

ab16

Originaltitel

The Last Voyage of the Demeter (USA / Deutschlnd 2023)

Länge

119 Minuten

Genre

Horror / Thriller

Regie

André Øvredal

Drehbuch

Bragi Schut Jr., Zak Olkewicz, nach dem Logbuch des Kapitäns aus dem Roman „Dracula“ von Bram Stoker

Darsteller

Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Liam Cunningham, David Dastmalchian, Javier Botet, Woody Norman, Stefan Kapičić, Chris Walley, Jon Jon Briones, Nikolai Nikolaeff, Martin Furulund

Verleih

Universal Pictures International Germany GmbH

Filmwebsite

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