Die Götter von Molenbeek

21.11.2019

Das Brüsseler Viertel Molenbeek gilt seit den Pariser Anschlägen als gefährliches Zentrum des Jihadismus. Aber für die drei Sechsjährigen Aatos, Amine und Flo bedeutet es Heimat. Hier lauschen sie den Spinnen, entdecken schwarze Löcher und streiten sich darüber, wie man einen fliegenden Teppich steuert. Gemeinsam suchen sie so nach den Antworten auf die großen Fragen des Lebens. Aatos beneidet Amine um seinen muslimischen Glauben und ist auf der Suche nach seinen eigenen Göttern. Seine Klassenkameradin Flo jedoch ist der festen Überzeugung, dass jeder, der an einen Gott glaubt, eigentlich nur verrückt sein kann. Als es einen terroristischen Bombenangriff in der Nähe gibt, macht sich die Gewalt der Erwachsenen auch in der verträumten Kinderwelt bemerkbar.

Kritik

DIE GÖTTER VON MOLENBEEK ist eine Dokumentation über Kinder auf Augenhöhe – und zugleich mit einem verdammt brenzligem Potential…

Ursprünglich hatte die finnische Regisseurin Reetta Huhtanen nur vor, eine Dokumentation über ihren Neffen Aatos zu drehen. „Seit etwa drei Jahren höre ich von meiner Schwester äußerst interessante Geschichten über ihren Sohn Aatos und ihren Familienalltag in Molenbeek, einem stark muslimisch geprägten Viertel von Brüssel“, so die Regisseurin in einem Statement zum Film. Während der Dreharbeiten fand der Terroranschlag in Brüssel statt, der dem ganzen Projekt plötzlich eine weitere Sichtweise hinzufügte. Und so interessierte sich Huhtanen plötzlich dafür, wie sich der dieser Anschlag in den Spielen und den Gedanken der Kinder widerspiegelt.

Das Besondere an DIE GÖTTER VON MOLENBEEK ist, dass sich der Film die ganze Zeit auf Augenhöhe der Kinder bewegt. Erwachsene sind – wenn sie denn überhaupt vorkommen – nur bis zur Brust zu sehen. Es ist durchaus interessant zu sehen, mit welcher Unvoreingenommenheit die Kinder sich solch existenziellen Fragen stellen, von denen uns als Zuschauer durchaus bewusst ist, dass sie durchaus in der Welt für sehr viel Sprenstoff sorgen können.

Auf der anderen Seite macht es sich der Film aber auch ein wenig zu einfach und so manches Mal fragt man sich, ob die Kinder in ihren Gesprächen nicht vielleicht auch von der Regisseurin oder anderen beteiligten beeinflusst worden sind – ob nun bewusst oder unbewusst. Eines zeigt DIE GÖTTER VON MOLENBEEK aber in jedem Fall: Es ist sehr wohl möglich, an kulturellen Schnittstellen zu leben, ohne dabei gleich in ein Schwarz-Weiss-Denken zu verfallen. Dieser Wille der Kinder, den jeweils anderen nicht zu verurteilen, sondern bereit zu sein, voneinander zu lernen, ist eine Tugend, die auch vielen Erwachsenen in dieser Welt gut tun würde. Etwas mehr Toleranz hat noch nie jemandem geschadet…

Trailer

FSK noch unbekannt

Originaltitel

Gods of Molenbeek (Finnland / Deutschland 2019)

Länge

73 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Reetta Huhtanen

Drehbuch

Reetta Huhtanen

Verleih

Real Fiction Filmverleih e.K.

Filmwebsite

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