Die Gewerkschafterin

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Bei dem Titel DIE GEWERKSCHAFTERIN denkt natürlich jeder sofort an einen politischen Film – zumal Isabelle Huppert die Hauptrolle spielt. Eine Frau, die seit Jahrzehnten für ihr engagiertes Kino bekannt ist. Leider schwächelt sie in jüngster Zeit bei der Auswahl ihrer Rollen – richtig überzeugend war keines ihrer aktuellen Projekte. Und DIE GEWERKSCHAFTERIN von Jean-Paul Salomé ist reinster Etikettenschwindel, auch wenn der Film nach einer wahren Geschichte erzählt wird. Denn in der zweiten Hälfte kippt der Film – völlig unpassend – in einen ominösen Verschwörungsthriller um. Wer’s glaubt?

Es geht um Maureen Kearney (Isabelle Huppert), die sich in Frankreich als Gewerkschafterin gegen die dubiosen Machenschaften der Atomindustrie wehrt. Bislang stellt sich die mutige Frau gegen die ständigen Anfeindungen. Doch Gegner hat sie überall. Eines Morgens wird sie gefesselt und traumatisiert in ihrer Wohnung von ihrer Haushälterin gefunden. Von den Tätern fehlt jede Spur, und Maureen kann sich an nichts erinnern. Die Polizei wird schnell misstrauisch, als sie bei den Ermittlungen im Dunkeln tappt. Hat Maureen Kearney den Überfall womöglich selbst inszeniert, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen? Am Ende landet sie vor Gericht und wird wegen Vortäuschung einer Straftat angeklagt. Erst als eine Zeugin (Alexandra Maria Lara) von einem ähnlichen Fall vor Jahren berichtet, gibt es Hoffnung für die Beschuldigte…

Isabelle Huppert spielt die bizarre Rolle mit dem Mut der Verzweiflung. Aber gegen das schlechte Drehbuch hat sie keine Chance. Am Ende haben der Regisseur und wir Zuschauer das Hauptthema des Films längst vergessen. Denn eigentlich geht es um die französische Atompolitik!

Trailer