Das reinste Vergnügen

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Das Vorbild ist schnell ausgemacht – natürlich die britische Komödie „Ganz oder gar nicht“. In DAS REINSTE VERGNÜGEN der australischen Regisseurin Renée Webster geht es um die drei Angestellten einer pleite gegangenen Spedition, die unvermutet ein neues Betätigungsfeld entdecken: den weiblichen Orgasmus.

Genau an ihrem 50. Geburtstag verliert Gina (Sally Phillips) ihren Job als Insolvenzverwalterin. Ihr letzter Auftrag ist es, fehlende Formulare bei einer Umzugsfirma abzuholen, die kurz vor dem Aus steht. Und nachmittags klingelt der knackige Tom (Alexander England) an ihrer Tür: Er entpuppt sich als Stripper, den ihre Freundinnen, mit denen sie sich jede Woche zum Schwimmen im Ozean trifft, engagiert haben. „Ich mache alles, und ich bin für zwei Stunden gebucht“, ist sein verlockenden Angebot. Doch nach Sex steht Gina nicht der Sinn, obwohl sie schon seit zwei Jahren nicht mehr mit ihrem langweiligen Mann Adrian (Cameron Daddo) geschlafen hat. Und so kommt sie auf die abwegige Idee, Tom das Haus putzen zu lassen. Eher widerwillig übernimmt der junge Mann den Job – natürlich mit nacktem Oberkörper.

Am nächsten Tag sucht Gina noch einmal die Spedition auf, um den Mitarbeitern den Vorschlag zu machen, wie sie die Firma doch noch retten können. Und hier trifft sie Tom wieder, neben Anthony (Ryan Johnson) und Ben (Josh Thomson) Angestellter von Manager Steve (Eric Thomson). Nach den Erfahrungen des vergangenen Tages kommt Gina auf die geniale Idee, die Firma in einen Putzservice umzuwandeln – mit den drei muskelbepackten Umzugshelfern als Attraktion. Und wenn die Frauen mehr wollen – bitte schön! Alle drei sind bereit, nur Steve fühlt sich zu alt für diesen neuen Job.

Der Erfolg stellt sich überraschend schnell ein, und die neue Chefin gibt den Männern wertvolle Tipps über die intimen Wünsche der Kundinnen. Auch ihre Schwimmfreundinnen nehmen die Dienste gern an – und sind begeistert. Als Dank schenken sie Gina einen Mini-Vibrator mit Fernbedienung. Der sorgt dann im Verlauf des Films für einen Megagag. Doch leider werden auch die Behörden auf diesen bizarren Firmenservice aufmerksam, und Gina landet bei der Polizei…

Wie gut, dass mit Renée Webster eine Frau diese Sexkomödie inszeniert hat. Da wirkt nichts schlüpfrig oder vulgär – auf Zoten wartet man Gott sei Dank vergebens. Nach ihrem eigenen Drehbuch hat die Regisseurin einen herzerfrischenden Film über das Innenleben der Frauen gedreht. Nur gelegentlich wirkt DAS REINSTE VERGNÜGEN eine Spur zu harmlos. Schwamm drüber! Oder diesmal wohl besser: Lappen drüber!