Baby To Go

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Ein dystopischer Science-Fiction-Film als überdrehte Satire – kann das gut gehen? In ihrer dritten Regiearbeit wagt die New York lebende französisch-amerikanische Filmemacherin Sophie Barthes einen Spagat zwischen den Stilen: BABY TO GO ist ein verblüffender Genremix, bei dem man als Zuschauer nie sicher ist, wohin die Reise geht. Da funktioniert nicht jeder Gag – doch das meiste verzeihen wir der Regisseurin.

New York, in naher Zukunft: Rachel (Emilia Clarke, vor allem bekannt aus „Game of Thrones“) und ihr Mann Alvy (Chiwetel Ejiofor, „12 Years a Slave“) leben in einem hochmodernen Appartement – ihr Alltag wird von einer künstlichen Intelligenz mit wachsamem Auge unterstützt. (Wer denkt da nicht sofort an „Hal“ aus Kubricks „2001“?) Rachel ist erfolgreiche Managerin in einem Hightech-Unternehmen, Alvy kämpft als Biologe um die Rettung der Natur.

Für eine Schwangerschaft fehlt der toughen Geschäftsfrau die Zeit – doch die Zeit der Leihmütter ist längst vorbei. Dafür gibt es inzwischen hochtechnisierte Geburtszentren, in denen Babys in riesigen Eiern herangezüchtet werden. Rachel ergattert einen der begehrten Plätze – und bald darf sie ein gigantisches Ei ihr Eigen nennen. Kurzerhand entführt sie ihr „Baby“, was die Leitung des Zentrums notgedrungen akzeptiert. So sitzt das Ei bei Rachel und Alvy mit am Frühstückstisch und wird vom Ehepaar rührend umsorgt. Doch irgendwann läuft alles schief, und die beiden müssen sich in ihrem Ferienhaus am Meer verstecken…

Gegen Ende überspannt Sophie Barthes, die auch das Drehbuch schrieb, den Bogen – manche Schlenker sind schlichtweg überflüssig. Doch bis dahin gelingt der Regisseurin eine durchgeknallte Satire, die die Balance zwischen Sozialkritik und Humor mühelos hält. Ein gelungener Spaß mit leichten Schwächen. Und ein Film mit zwei brillanten Schauspielern, die offensichtlich die Dreharbeiten genossen haben.

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