Der Film der Woche

Animalia

11.01.2024

ANIMALIA von Thomas Cailley spielt in einer Welt, in der sich die Menschen langsam in Tiere verwandeln – und entpuppt sich als absolutes Genre-Meisterwerk!

In einer nahen Zukunft wird die Menschheit von einer rätselhaften Krankheit heimgesucht, welche einige Menschen nach und nach in tierähnliche Kreaturen verwandelt. Beim Transfer in ein extra gebautes Zentrum, in welchem versucht werden soll die genetischen Mutationen aufzuhalten, kommt es zu einem Ausbruch. Angetrieben durch die Angst vor dem Andersartigem bricht offene Feindseligkeit in der örtlichen Gemeinde gegenüber den Kreaturen aus, die sich nach dem Ausbruch in die umliegende Wildnis zurückgezogen haben. Darunter auch die Mutter des 16-jährigen Émile (Paul Kircher), der sich zusammen mit seinem Vater François (Romain Duris) auf die verzweifelte Suche nach ihr begibt. Während François an der Vergangenheit festhält, bemerkt Émile ersten Mutationen an seinem eigenen Körper…

Mit seinem Debutfilm „Liebe auf den ersten Schlag“ feierte Regisseur Thomas Cailley 2014 in Cannes Premiere und gewann dort den FIPRESCI-Preis für den besten Film aus einer Nebenreihe. Nach einer TV-Serie („Ad Vitam – In alle Ewigkeit“), einem Kurzfilm und einem Musikvideo durfte er mit seinem zweiten Film ANIMALIA im vergangenen Jahr nach Cannes zurückkehren und dort die Sektion „Un Certain Regard“ eröffnen. Jetzt startet der Film auch in unseren Kinos – und hat mich schlichtweg umgehauen.

Als Hauptdarsteller konnte Cailley u.a. Romain Duris verpflichten, der gefühlt in jedem zweiten französischen Film zu sehen ist und wie immer stark aufspielt. Die große Überraschung ist jedoch der Newcomer Paul Kircher, der seine Rolle mit einer solch imposanten Verletzlichkeit spielt, das man als Zuschauer nur noch geflasht ist. Und Adèle Exarchopoulos (als energische Polizistin) ist sowieso in jedem Film eine Wucht.

Die Zeit der Pubertät ist für Jugendliche ohnehin mit ganz vielen Veränderungen verbunden. Kein Wunder, dass sie bei Genrefilmen immer wieder als Metapher herhalten muss. Was muss in einem jungen Menschen jedoch erst vorgehen, wenn einem zusätzlich noch Flügel, Krallen oder sonstige tierische Merkmale wachsen. Zum Glück geht Cailley hier überraschend subtil vor – was ANIMALIA zusätzlich adelt. Zudem gelingt es dem Regisseur, der mit Pauline Munier auch das Drehbuch geschrieben hat, in seinem Film aktuelle Themen wie die Zerstörung der Umwelt mit Science-Fiction-Elementen in Einklang zu bringen, ohne dabei den mahnenden Zeigefinger zu erheben.

ANIMALIA findet seine besten Szenen immer dann, wenn sich Cailley zurücknimmt und ganz auf die Wirkung seiner Szenenbilder verlässt. Auch der sehr sparsame Einsatz von Special Effects wirkt sich förderlich auf die Geschichte aus. Wo andere Regisseure sich in künstlichen CGI-Welten verlieren, besinnt sich Cailley auf das, was er besonders gut kann: eindrucksvolle Geschichten erzählen.

ANIMALIA ist endlich mal wieder ein erfrischender Genrefilm aus Frankreich, der auf unfassbar vielen Ebenen überzeugen kann. Wow!

Trailer

ab12

Originaltitel

Animalia (Frankreich 2023)

Länge

128 Minuten

Genre

Drama / Abenteuer / Fantasy

Regie

Thomas Cailley

Drehbuch

Thomas Cailley, Pauline Munier

Darsteller

Roman Duris, Paul Kircher, Adèle Exarchopoulos, Tom Mercier, Billie Blain, Xavier Aubert, Saadia Bentaïeb, Gabriel Caballero, Iliana Khelifa, Paul Muguruza

Verleih

Studiocanal GmbH

Filmwebsite

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