Wochenendrebellen

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Filme über Autisten sind seit dem Klassiker „Rain Man“ (1988) mit Dustin Hoffman und Tom Cruise eine feste Größe in der internationalen Kinolandschaft. Besser als hier kann man das (gesellschaftliche) „Anderssein“ nicht auf die Leinwand bringen. Regisseur Marc Rothemund und sein Drehbuchautor Richard Kropf hatten jetzt das Glück, in WOCHENENDREBELLEN die wahre Geschichte von Mirco und Jason von Juterczenka zu erzählen. Was für eine wahnwitzige Story! Kai Pflaume würde sagen: „Kaum zu glauben!“

Mirco (Florian David Fitz) ist beruflich ständig unterwegs, während seine Frau Fatime (Aylin Tezel) versucht, die Familie zusammenzuhalten. Sorgenkind ist ihr zehnjähriger autistischer Sohn Jason (Cecilio Andresen), der in der Schule wegen seiner ungewöhnlichen Reaktionen ständig aneckt. Als den Eltern nahegelegt wird, Jason auf eine Förderschule schicken, schließt Mirco einen Pakt mit seinem Sohn. Wenn dieser sich bemüht, sich auf der Schule nicht mehr provozieren zu lassen, will Mirco ihm helfen, seinen Lieblings-Fußballverein zu finden. Zu dumm: In der ersten, zweiten und dritten Liga gibt es 56 (!) Kandidaten.

Und so reisen Mirco und Jason an jedem Wochenende quer durch Deutschland und besuchen jedes Stadion. Mirco ist Fan von Fortuna Düsseldorf, der trotzige Opa Gerd (Joachim Król) Anhänger von Borussia Dortmund. Und wo bleibt dabei Jason? Dieser hat bei seinem Auswahlverfahren klare Vorstellungen: keine rassistischen Parolen, saubere Sanitäranlagen, besondere Rituale der Spieler, die richtige Farbe der Fußballschuhe – und auch das Maskottchen muss stimmen.

Bei ihren aufregenden Reisen kommen sich Vater und Sohn allmählich wieder näher. Mirco akzeptiert Jasons „Anderssein“, Jason begreift, warum sein Vater selten zu Hause ist. Am Ende ist Jasons Verein immer noch nicht gefunden – obwohl beide bereits im Volksparkstadion und am Millerntor waren. (So viel zum Thema Lokalpatriotismus!)

WOCHENENDREBELLEN ist ein warmherziges Plädoyer für das Außenseitertum, das Regisseur Marc Rothemund liebevoll und wunderbar detailreich inszeniert hat. Um diese sympathische Komödie zu mögen, muss man kein Fußballfan sein. Doch es hilft!