Wo ist Anne Frank

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Der israelische Regisseur Ari Folman hatte 2008 mit „Waltz With Bashir“ einen denkwürdigen Film ins Kino gebracht: einen Dokumentarfilm als Animationsfilm – das gab es zuvor noch nie! Jetzt kommt mit WO IST ANNE FRANK sein neuer Film ins Kino – auch wieder als Animation. Eine Frage muss dabei erlaubt sein: Brauchen wir noch einen Film über Anne Frank? Ich meine, ja!

Bei einem heftigen Sturm geht im Anne-Frank-Museum in Amsterdam die Vitrine mit dem originalen Tagebuch zu Bruch. Um das wertvolle Manuskript zu retten, wird es im Versteck-Zimmer des Mädchens deponiert. Mit ungewöhnlichen Folgen: Denn plötzlich erwacht Anne Franks fiktive Freundin Kitty, für die sie das Tagebuch geschrieben hatte, zu neuem Leben. Wie durch ein Wunder unterhalten sich die beiden Mädchen den Rest des Films über Gott und die Welt. Was wir glauben müssen und was ich für einen Schwachpunkt des Films halte: Kitty weiß bis zum Schluss nicht, dass Anne Frank 1945 in Bergen-Belsen gestorben ist – wenige Wochen vor Kriegsende.

Die animierten Szenen haben eine magische Aura – hier werden wir zu Herzen gerührt. Und da der Film im Winter spielt, gibt es viele Schlittschuh-Szenen auf den zugefrorenen Grachten. Vielleicht sind wir Deutschen nicht unbedingt das Zielpublikum – dafür kennen wir die Geschichte zu gut. Sei’s drum! Ein wichtiger Film!