Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Was muss das für eine Jugend gewesen sein! Der deutsche Theaterschauspieler Joachim Meyerhoff wuchs auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik Schleswig-Holsteins auf und hat darüber einen mitreißenden autobiografischen Roman geschrieben, der jetzt verfilmt wurde. WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR von Sonja Heiss ist von nun an im Kino zu bewundern. Was für ein Ereignis!

Der siebenjährige Joachim (Camille Loup Moltzen) tollt mit seinem Hund am Ostseestrand herum. Er ist der jüngste der drei Söhne von Richard (Devid Striesow) und Iris Meyerhoff (Laura Tonke). Als er mal wieder ausrastet, hilft zu Hause nur der Rütteltrick: Die Eltern setzen ihn kurzerhand auf die Waschmaschine und schalten den Schleudergang ein. „Normal“ sieht anders aus!

Die Familie lebt auf dem weitläufigen Gelände der Klinik auf dem Hesterberg bei Schleswig, der größten Kinder- und Jugendpsychiatrie des Bundeslandes, die Dr. Richard Meyerhoff leitet. Da er mit seinen Brüdern ständig Zoff hat, sind Joachims einzige Freunde Patienten der Klinik – unter anderem ein Furcht einflößender Riese mit dem Namen Glöckner (Andreas Merker). Als der Ministerpräsident (Axel Milberg) die Klinik besucht, wird er von einem Patienten so geärgert, dass der Politiker im Regenmatsch landet. Welch ein Spaß! Auch Richards Segelscheinprüfung gerät zum Chaos: Während Iris alles bravourös meistert, kotzt der Doktor das Boot voll.

Als 16-jähriger erlebt Joachim (Arsseni Bultmann) seine erste große Liebe mit der selbstmordgefährdeten Patientin Marlene (Pola Geiger). Der erste Kuss wird eine Enttäuschung. Marlene: „Ich habe mit eigentlich davon mehr versprochen.“ Also wird weiter geübt. Doch sie macht leider das, was sie schon immer vorhatte. Mit 25 kehrt Joachim (Merlin Rose) ins Elternhaus zurück, um seinen krebskranken Vater noch einmal zu sehen. Tragik und Komik liegen in diesem Film eng beieinander.

Es ist nie ganz einfach, eine Coming-of-Age-Geschichte in drei Etappen zu erzählen. Doch die Regisseurin Sonja Heiss umschifft die Problematik mühelos. Auch nach den Zeitsprüngen sind wir sofort im Bilde – alle drei Schauspieler, die Joachim verkörpern, sind eine Wucht. Wie gut Laura Tonke und Devid Striesow sind, muss ich wohl nicht extra erwähnen.

WANN WIRD ES ENDLICH WIEDER SO, WIE ES NIE WAR ist einer der besten deutschen Filme des Jahres. Wer hier keine Lachtränen vergießt, ist selbst schuld. Und wir fragen uns bis zum Schluss: Wie kann ein Kind in dieser Umgebung aufwachsen?