Verlorene Illusionen

22.12.2022

Der Roman „Verlorene Illusionen“ gilt als eines der Hauptwerke des französischen Schriftstellers Honoré de Balzac (1799-1850) und ist gleichzeitig sein umfangreichstes Buch. Jetzt kommt die Verfilmung VERLORENE ILLUSIONEN von Xavier Giannoli in unsere Kinos und beweist: Schon damals gab es „Fake News“. Der Regisseur hat gar nicht erst versucht, den Stoff krampfhaft in unsere Zeit zu verlegen. Der Film spielt – wie der Roman – in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts in der französischen Provinz und später in Paris.

Der junge und hoffnungsvolle Lucien de Rubempré (Benjamin Voisin) – den Adelstitel hatte er sich nicht ganz legal zugelegt – lebt ganz für seine Dichtkunst, den Job in der Druckerei seines Schwagers übt er eher lustlos aus. Er will weg aus dem ländlichen Angoulême, und dabei soll ihm seine deutlich ältere heimliche Geliebte Louise de Bargeton (Cécile de France) helfen. Beide fliehen nach Paris, wo Louise ihn als Mäzenin weiterhin unterstützt. Lucien lernt Etienne Lousteau (Vincent Lacoste), den windigen Chefredakteur einer auflagenstarken Zeitung, kennen. Mit seiner Schönheit und seinem Charme verzaubert Lucien die Pariser Kulturszene und wird zum „Starschreiber“ der Zeitung. Seine bissigen Theaterrezensionen sind bald gefürchtet, und auch der erfolgreiche Verleger Dauriat (Gerard Depardieu) zeigt Interesse. Luciens ständiger Konkurrent ist der Dichter Nathan (Xavier Dolan).

Lucien verliebt sich in die bildschöne Schauspielerin Coralie (Salomé Dewaels) und lässt sich von ihr aushalten. Der naive Lucien merkt zu spät, wie im Pariser Pressewesen manipuliert wird, und verstrickt sich immer mehr in ein Meer von Intrigen – bis es zu spät ist. Er wird von seinen angeblichen Freunden im Stich gelassen, Coralie stirbt an Tuberkolose, und Lucien kehrt desillusioniert in die Provinz zurück…

Regisseur Xavier Giannoli blättert in rund zweieinhalb Stunden opulent und mit viel Detailtreue das damalige Pariser Leben auf. Das Starensemble zeigt, was es kann, dass es eine wahre Freude ist. Und die Modernität der Geschichte ist jederzeit spürbar. Balzacs Romane altern eben nicht!

Nur eines hat mich empfindlich gestört: Während des ganzen Film erklingt in den Pariser Salons Musik von Haydn, Mozart und Schubert. Doch diese Klänge waren damals in Frankreich total unbekannt. Hier hat der Regisseur eindeutig geschummelt. Schade!

Trailer

ab12

Originaltitel

Illusions perdues (Frankreich 2021)

Länge

150 Minuten

Genre

Drama / Historie

Regie

Xavier Giannoli

Drehbuch

Xavier Giannoli

Darsteller

Benjamin Voisin, Cécile de France, Vincent Lacoste, Xavier Dolan, Salomé Dewaels, Jeanne Balibar, Gérard Depardieu, André Marcon, Louis-Do Lencquaisaing, Jean-François Stévein

Verleih

Cinemien Deutschland

Filmwebsite

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