Der Film der Woche

Ennio Morricone – Der Maestro

22.12.2022

Der Italiener Ennio Morricone (1928-2020) gilt als der wohl bedeutendste Filmkomponist unserer Tage. Sein langjähriger Freund, der Regisseur Giuseppe Tornatore, hat jetzt mit ENNIO MORRICONE – DER MAESTRO einen denkwürdigen, 163 (!) Minuten langen Dokumentarfilm vorgelegt. Was war das Geheimnis hinter der Musik des Meisters? Und Tornatore hat es geschafft, (fast) alle Filmgrößen – von Clint Eastwood bis zum (inzwischen gestorbenen) Bernardo Bertolucci – vor die Kamera zu holen.

Morricone hatte eigentlich eine ganz andere Karriere geplant. Der Sohn eines Trompeters spielte selbst in seiner Jugend dieses Instrument in italienischen Tanzkapellen. Er studierte beim Avantgarde-Komponisten Goffredo Petrassi moderne Klassik und gründete mit Freunden ein bizarres Ensemble mit wilder improvisierter Musik. Seine ersten Erfolge erzielte er mit dem Komponieren von Schlagern, die im italienischen Fernsehen aufgeführt wurden.

Dann erreichte ihn die Bitte: „Hättest du Lust, für einen Western die Filmmusik zu schreiben?“ Nach einigem Zögern willigte er ein. Und so entstand der Score zu „Für eine Handvoll Dollar“ von Sergio Leone. Der Rest ist Geschichte!

„Zwei glorreiche Halunken“ (der englische Titel „The Good, the Bad and the Ugly“ ist einfach besser), „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Es war einmal in Amerika“ – Sergio Leones Meisterwerke leben auch (!) von den unverwechselbaren Morricone-Partituren. Doch dann entdeckten auch andere Regisseure die Magie dieser Musik: Bernardo Bertolucci, Oliver Stone, Terrence Malick, Quentin Tarantino. Und für dessen „The Hatefull Eight“ erhielt Ennio Morricone endlich den verdienten Oscar, nachdem er zuvor schon einen Ehrenoscar bekommen hatte.

Morricone war gefragt wie kein Zweiter. Für seine (in seinen Augen) „seriöse“ Musik hatte er kaum noch Zeit. Dann entdeckte er die Welt der Oratorien und komponierte bombastische Klänge für Chor und großes Orchester. Und er reiste bis zum Schluss um die Welt, um diese Musik in den Konzertsälen live aufzuführen.

Immer wieder zeigt Tornatore Morricones Hände – in dessen Wohnung beim privaten Dirigieren oder während der Konzerte. Und er zeichnet die musikalische Entwicklung des Maestros nach: von den harten Gitarrenklängen in den frühen Western bis zum fast opernhaften Sound der späten Jahre.

Trotz der zwei Stunden und 43 Minuten ist der Film keine Sekunde zu lang – wir freuen uns im Kino über jeden neuen Filmausschnitt aus Ennio Morricones langer Karriere. Und natürlich darf Giuseppe Tornatores Liebeserklärung an das Kino nicht fehlen: „Cinema Paradiso“!

Trailer

ab12

Originaltitel

Ennio (Italien 2021)

Länge

163 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Giuseppe Tornatore

Drehbuch

Giuseppe Tornatore

Darsteller

Ennio Morricone, Hans Zimmer, Quentin Tarantino, u.a.

Verleih

Plaion Pictures GmbH

Weitere Neustarts am 22.12.2022