The Dark and the Wicked

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Regisseur Bryan Bertino benötigt keine Jumpscares, um dem Zuschauer mit seinem Horrorfilm THE DARK AND THE WICKED Angst einzujagen – eine schaurige düstere Inszenierung reicht vollkommen aus…

Zugegeben, ich bin eigentlich kein großer Fan des Horror-Genres. Aber immer mal wieder kommt da ein Film um die Ecke, der mich dann doch aus der Reserve lockt – so wie THE DARK AND THE WICKED. Zwar werde ich auch mit diesem Film kein Horror-Nerd, aber dessen Umsetzung hat mich dann doch beeindruckt.

Als die Geschwister Louise (Marin Ireland) und Michael (Michael J. Abbott Jr.) zu ihren Eltern auf die abgelegene Farm im verlassenen Hinterland der USA fahren, ist ihnen klar, dass das Ende naht. Ihr todkranker Vater liegt regungslos in seinem Bett, alle rechnen jederzeit mit seinem Ableben, und ihre psychisch labile Mutter ist mit den Nerven am Ende. Schon kurz nach ihrer Ankunft geschehen merkwürdige Dinge, und während die Mutter immer unberechenbarer wird, versuchen die Kinder anfangs noch, einen klaren Blick zu bewahren. Doch schon bald stellt sich die Frage, ob hier nicht etwas unfassbar Böses in der Luft liegt…

THE DARK AND THE WICKED spielt größtenteils in der Dunkelheit. Das hat er mit vielen anderen Vertretern seines Genres gemeinsam. Doch Bertino gelingt es, die Dunkelheit so eindrucksvoll in Szene zu setzen, dass man als Zuschauer aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. Solch ästhetische Bilder habe ich schon lange nicht mehr in einem Horrorfilm gesehen.

Aber auch der beinahe völlige Verzicht darauf, den Zuschauer zu erschrecken, muss man dem Film zu Gute halten. Wie sich das Böse langsam entfaltet, macht bereits Angst genug. Bertino hat sichtlich Spaß daran, den Teufel mit seinen potentiellen Seelen spielen zu lassen, ja sie regelrecht zu quälen, anstatt sie einfach nur zu töten. Allerdings hat man das auch schon wesentlich perfider gesehen, und so wäre es wünschenswert gewesen, der Regisseur hätte sich an der einen oder der anderen Stelle ein wenig mehr getraut.

Aber trotz der Einschränkungen ist THE DARK AND THE WICKED ein gelungener Horrorfilm, den es auf der großen Kinoleinwand zu entdecken gilt.