Der kanadische Regisseur Guy Maddin ist seit Jahren bekannt für seine magischen, avantgardistisch angehauchten Werke, die in Stil und Ästhetik an die Welt der Stummfilme erinnern. In TANZ DER TITANEN hat er sich mit den Brüdern Evan und Galen Johnson zusammengetan, um einen der bizarrsten Filme des Jahres vorzulegen.
TANZ DER TITANEN ist eine kaum zu beschreibende Mischung aus bitterböser Polit-Farce, schwarzer Komödie mit Weltuntergangs-Szenario und blutigem Horrorfilm. Und im Mittelpunkt steht die deutsche Bundeskanzlerin Hilda Ortmann, gespielt von keiner Geringeren als Superstar Cate Blanchett. Nanu?
Die sieben Staats- und Regierungschefs der reichsten Demokratien sind zum jährlichen G7-Gipfel in Deutschland auf der Burg Dankerode zusammengekommen. Beim gemeinsamen Abendessen in einem idyllischen Pavillon mitten im Schlosspark wollen sie ein Kommuniqué über die globale Krise verfassen. Plötzlich merken sie, dass alle Bediensteten verschwunden sind und die Smartphones der sieben Politiker keinen Empfang haben…
Was tun? Die mit den profanen Dingen des Alltags wenig vertrauten, eher weltfremden Staatsmänner und -frauen suchen im spärlich beleuchteten Pavillon nach Lösungen – um sie herum nur dunkler Wald und keine Rettung in Sicht: die Gastgeberin Hilda Ortmann, der kanadische Premierminister Maxime Laplace (Roy Dupuis), ein bekannter Schürzenjäger, die toughe britische Premierministerin Cardosa Dewindt (Nikki Amuka-Bird), der joviale französische Staatspräsident Sylvain Broulez (Denis Ménochet), der arrogante, schon leicht senile US-Präsident Edison Wolcott (Charles Dance), der italienische Ministerpräsident Antonio Lamorte (Rolando Ravello) und der japanische Vertreter Tatsuro Iwasaki (Takehiro Hira).
Jetzt heißt es, Teamgeist zu entwickeln – zumal unheimliche Geräusche aus dem Wald alle verunsichern. Jeder der sieben erinnert sich noch gut an die merkwürdige Begegnung bei ihrer nachmittäglichen Besichtigung des Ortes: mit einer kürzlich exhumierten Moorleiche…
Beim Stolpern durch den nächtlichen Wald stoßen die Politiker auf ein gigantisches Gehirn, hinter dem sich eine Frau versteckt, die unverständliches Zeug brabbelt. Sie entpuppt sich als Celestine Sproul (Alicia Vikander), Präsidentin der Europäischen Kommission. Ihre Sprache wird von den Dazugekommenen als „wangeroogisch“ (!) vermutet – wir Zuschauer glauben eher an schwedisch. (Ich habe lange nicht mehr so eine absurde Szene im Kino gesehen!)
Auf dem Weg zur rettenden Hauptstraße landet die längst in Panik verfallene Gruppe im Moor – hilfreich könnte die angeblich hier befindliche Seilfähre sein. Zum dumm, dass das Boot auf der gegenüberliegenden Seite ruht. Da ist guter Rat teuer. Und dann nähern sich finstere Gestalten…
Die Handlung dieser Politsatire ist so durchgeknallt, dass man an dieser Stelle kein Wort mehr verlieren sollte. Jedem Zuschauer gönne ich seinen eigenen Spaß. Es liegt in der Natur der Sache, dass die drei Regisseure manchmal den Bogen überspannen – und das Ganze nur noch albern wirkt. (Grund genug für manche meiner Kollegen, kein gutes Haar an TANZ DER TITANEN zu lassen.) Aber ich war fasziniert von der magischen Aura dieser Guy-Maddin-Welt (Kamera: der Deutsche Stefan Ciupek) und vom herrlich hirnrissigen Drehbuch von Co-Regisseur Evan Johnson. Politiker von Donald Trump bis Friedrich Merz: Schaut in den Spiegel!
Und als Krönung mittendrin: Cate Blanchett als Angela Merkel – was will man mehr!
Rumours (USA / Kanada / Deutschland / Großbritannien / Ungarn 2024)
109 Minuten
Drama / Komödie
Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson
Evan Johnson
Guy Maddin, Evan Johnson, Galen Johnson
Stefan Ciupek
Cate Blanchett, Roy Dupuls, Nikki Amuka-Bird. Charles Dance, Takehiro Hiro, Denis Ménochet, Rolando Ravello, Zlatko Burić, Alicia Vikander
Plaion Pictures GmbH