Der Film der Woche

Scherbenpark

21.11.2013

Im Scherbenpark nimmt man sich, was man haben will. Es braucht eine große Klappe und ein dickes Fell, wenn harte Sprüche von der Seite kommen und die eigene Mutter ermordet wird. Sascha (Jasna Fritzi Bauer) ist eine junge Frau, furchtlos, verdammt schlau und im Scherbenpark zu Hause. Wer ihre Mutter auf dem Gewissen hat, weiß Sascha genau: ihr Stiefvater Vadim E. Dass ihn die Justiz kassiert hat, tröstet sie nicht. Und dann erscheint in der Zeitung auch noch ein Artikel, der den Mörder ihrer Mutter als geläuterten, reumütigen Sünder darstellt. Der verantwortliche Redakteur Volker Trebur (Ulrich Noethen) bekommt Saschas geballte Wut zu spüren. Dem tut die Sache jedoch ehrlich leid und er will das Geschehene wieder gut machen. 

Sascha landet mitten im bildungsbürgerlichen Leben, als sie Trebur beim Wort nimmt und spontan zu ihm und seinem Sohn Felix (Max Hegewald) ins ökologische Passivhaus zieht. Hier gelten ganz andere Regeln als im Scherbenpark. Sascha fühlt sich sowohl zu Felix als auch zu dem charismatischen Volker hingezogen und eine sanfte Dreiecksgeschichte entspinnt sich.

Kritik

In den letzten Jahren hat der deutsche Film eine gewisse Art von Entwicklung durchgemacht – eine positive wohlgemerkt! Heute muss nicht mehr jeder Film aus unseren Landen eine tiefsinnige Botschaft transportieren, pädagogisch wertvoll sein oder sich mit unserer Geschichte befassen. Nein, der (neue) deutsche Film traut sich, sowohl frech und respektlos (FACK JU GÖHTE) zu sein, als auch – wie im Fall von SCHERBENPARK – eine durchaus ernste Millieustudie mit der notwendigen Portion Humor zu verbinden.

SCHERBENPARK ist dabei eigentlich das allerbeste Beispiel für einen intelligenten Film, der einen Blick in die Bereiche unserer Gesellschaft wirft, die nicht zwingend zu den Gewinnern gehören. Das dies hier gelingt, ist natürlich größtenteils einer überragenden Jasna Fritzi Bauer verdanken, die hier selbst alteingesessene Schauspieler wie Ulrich Noethen ohne Weiteres an die Wand spielt. Bauer füllt die Rolle der Sascha mit einer solchen Präsenz aus, dass man sich nichts sehnlicher wünscht, als die 24-jährige zukünftig in allen deutschen Produktionen zu sehen. Überdrüssig würde man sich dieser Ausnahmeschauspielerin mit Sicherheit nicht werden.

Der Film spart die negativen Berührungspunkte keinesfalls aus, sondern verbindet sie mit einer gesunden Portion Humor. Das macht den einmaligen Charme von SCHERBENPARK aus. Regisseurin Bettina Blümner legt damit mal eben DEN deutschen Film des Jahres hin. Wer braucht da schon noch Hollywood?

Fazit: SCHERBENPARK sollte man als Cineast mit einem gewissen Anspruch auf gar keinen Fall ignorieren, sondern unbedingt anschauen!

Trailer

ab12

Originaltitel

Scherbenpark (Deutschland 2013)

Länge

95 Minuten

Genre

Drama

Regie

Bettina Blümner

Drehbuch

Katharina Kress, nach dem gleichnamigen Roman von Alina Bronsky

Darsteller

Jasna Fritzi Bauer, Ulrich Noethen, Max Hegewald, Vladimir Burlakov, Jana Lissovskaja, Cedric Koch, Lara Siebertz, Maria Dragus, Konstantin Frolov, Yung Ngo, Michael Keseroglu

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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