Running Against the Wind

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Das sieht man seinem Film sofort an: Der 1987 in Krefeld geborene Regisseur Jan Philipp Weyl liebt Äthiopien und seine Bewohner. RUNNING AGAINST THE WIND lag seit 2019 „auf Halde“ und war bereits 2020 der offizielle Oscar-Beitrag Äthiopiens in der Kategorie „Bester Internationaler Film“. Jetzt kommt er endlich bei uns in die Kinos. Es lohnt sich!

Die zwölfjährigen Abdi und Solomon wachsen in einem abgelegenen Dorf in Äthiopien auf. Als Solomons Vater stirbt, zieht der Junge bei Abdi und dessen Mutter ein. Beide werden unzertrennliche Freunde. Als ein ausländischer Fotograf das Dorf besucht, ist Solomon fasziniert von dessen Kamera und darf sogar selbst ein paar Fotos machen. Abdi träumt dagegen von einer Karriere als Langstreckenläufer – Haile Gebrselassie ist sein großes Vorbild. Als der Fotograf das Dorf verlassen will, hat Solomon die Kamera geklaut und ist in die Hauptstadt Addis Abeba geflohen.

Erst Jahre später treffen sich Abdi (Ashenafi Nigusu) und Solomon (Mikiyas Wolde) wieder. Abdi ist inzwischen Mitglied der äthiopischen Laufnationalmannschaft und ist für ein Training in die Hauptstadt eingeladen worden. Er glaubt, Solomon sei längst tot – doch der lebt mit Frau und Tochter in den Slums am Stadtrand und entsorgt Müll. Aus seiner erhofften Karriere als Fotograf ist nichts geworden. Außerdem hat er sich mit lokalen Gangsters eingelassen, die ihm das Leben zur Hölle machen. Abdi vermittelt ihm einen Job als Leichtathletik-Assistenztrainer und knüpft Kontakte zu einem Fotografen. Er hatte vor kurzem einen wichtigen, lukrativen Wettbewerb gewonnen und holt das Preisgeld freudestrahlend in der Bank ab. Sein Gesicht ist überall in Addis Abeba zu bewundern.

Was wie ein Feel-Good-Movie enden könnte, erhält noch eine tragische Note. Denn die Gangster lassen nicht locker und wollen auch das Preisgeld des Läufers. Am Ende wartet auf Abdi das entscheidende Rennen. Denn sein Trainer hatte ihm prophezeit: „Deine nächsten Stationen sind New York, Berlin oder Boston“ – alles berühmte Stadtmarathons…

Regisseur Jan Philipp Weyl, der auch zusammen mit Michael Wogh das Drehbuch geschrieben hatte, hat gemeinsam mit seinem Kameramann Mateusz Smolka traumverloren schöne Bilder aus dem nordafrikanischen Land gefunden. Hier spürt man die Liebe des Regisseurs in jeder Sekunde. Schade, dass der Film als aufdringliche Gangsterballade enden muss – da wirken manche reißerischen Nachtclub-Szenen allzu aufgesetzt. Doch das verzeihen wir gern – ein toller Film!

Trailer