Der Film der Woche

No Hard Feelings

22.06.2023

Nach ihrer Heirat und der verdienten Babypause wollte Jennifer Lawrence mit einer für sie eher untypischen Rolle wieder ins Filmgeschäft einsteigen. NO HARD FEELINGS von Gene Stupnitsky entpuppt sich als eine erfreulich freche und deftige Sexkomödie mit einem ziemlich offenherzigen Superstar. Auch wenn manches ein bisschen wie die US-Variante eines „Schulmädchen-Reports“ wirkt – die gefürchtete Klamotte ist der Film Gott sei Dank nicht. Da hatte uns der Trailer im Vorfeld in die Irre geführt. Hauptsache ist: Diese Komödie macht so richtig Spaß!

Uber-Fahrerin Maddie (Jennifer Lawrence) lebt im von ihren Eltern geerbten Haus im schönen Montauk an der Nordostspitze von Long Island. Doch da sie die fälligen Grundsteuern nicht bezahlen kann, wird ihr Auto gepfändet – ausgerechnet von ihrem Ex-Lover. Da ist guter Rat teuer, denn ohne ihren Wagen kann sie ihren Beruf nicht ausüben und das geliebte Haus nicht länger halten. Zum Glück findet sie im Internet ein verlockenden Angebot: Wenn sie einen 19-Jährigen „datet“, erhält sie als Gegenleistung einen gebrauchten Buick im Topzustand.

Als sie sich den wunderbar blasierten, neureichen Eltern von Percy (Andrew Barth Feldman) vorstellt, muss sie erst einmal mit ihrem Alter schwindeln. Denn Allison (Laura Benanti) und Laird (Matthew Broderick als Besetzungscoup, mit seinem langen weißen Haar kaum zu erkennen) hatten eine junge Frau von höchstens Mitte 20 erwartet – und Maddie erklärt zähneknirschend, sie sei schon 32. Aber da sie die einzige Bewerberin ist, erhält sie den Job. Und das Auto steht schon vor der Tür der Villa.

Allison und Laird machen keinen Hehl daraus, was sie von Maddie erwarten. „Daten“ heißt: Sie soll das Muttersöhnchen Percy entjungfern, bevor dieser im Herbst nach Princeton geht. Seine Karriere ist längst geplant. Und bitte schön: Maddie soll Percy unbedingt zufällig treffen – vom Deal darf niemand etwas erfahren. Also taucht sie am nächsten Tag in einem Heim für herrenlose Hunde auf, wo Percy jobbt. Sie möchte einen Hund adoptieren. Doch schon beim Computer-Check fällt sie gnadenlos durch: Sie sei offenbar als Hundebesitzerin denkbar ungeeignet.

Aber Maddie lässt nicht locker und überredet Percy eines Abends zum Nacktbaden im Atlantik. Zu dumm, dass beiden dabei die Kleidung geklaut wird. Wie eine Furie rennt die nackte Jennifer Lawrence den Dieben hinterher – eine denkwürdige, spektakuläre Szene. Als Maddie den Jüngling endlich im Bett hat – sie denkt dabei natürlich nur an das Auto -, klappt es nicht mit dem Kondom. Beim zweiten Versuch vergisst Percy in der Hektik sogar das Gummi – und entlädt sich nach wenigen Sekunden zwischen ihren Schenkeln. (Da war der Weg wohl zu lang!) Der genialste Satz des Films: „Bist du auch gekommen?“ Selten so gelacht!

Ich habe diese drastische Szene bewusst ausführlich beschrieben, um den Charakter dieser für US-Verhältnisse ziemlich ungewöhnlichen Komödie zu beleuchten. Das Tolle ist: Jennifer Lawrence hatte sichtlichen Spaß daran, hier die Sau rauszulassen. Wer glaubt, moralinsauer zu behaupten, NO HARD FEELINGS sei ein unschönes Plädoyer für oder gegen Prostitution, liegt völlig falsch. Schon „Irma la Douce“ mit Shirley MacLaine und „Pretty Woman“ mit Julia Roberts hatten gezeigt, wie das Thema als Komödie funktionieren kann. Regisseur Gene Stupnitsky hat seinen Film handwerklich solide und wohltuend unauffällig inszeniert. Und was wir alle längst wussten: Oscar-Preisträgerin Jennifer Lawrence ist eine begnadete Schauspielerin. Auch hier!

Trailer

ab12

Originaltitel

No Hard Feelings (USA 2023)

Länge

100 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Gene Stupnitsky

Drehbuch

Gene Stupnitsky, John Phillips

Darsteller

Jennifer Lawrence, Andrew Feldman, Laura Benanti, Natalie Morales, Matthew Broderick

Verleih

Sony Pictures Releasing GmbH

Filmwebsite

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