Mit Liebe und Entschlossenheit

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Bei der französischen Regisseurin Claire Denis scheiden sich die Geister. Die ehemalige Regie-Assistentin unter anderem von Wim Wenders fand zwar bereits mit ihrem Debütfilm „Chocolat“ ihren unverwechselbaren Stil – doch ihr Gesamtwerk ist in meinen Augen einfach zu uneinheitlich. So gilt für mich ihr Film „High Life“ von 2018 immer noch als einer der schlechtesten Beiträge des Jahres. Damals machte sich eine Gruppe von ehemaligen Strafgefangenen auf ein Himmelfahrtskommando zu einem Schwarzen Loch – und ihr Raumschiff sah aus wie eine Schuhschachtel. Nein, danke!

MIT LIEBE UND ENTSCHLOSSENHEIT, mit dem sie vor eineinhalb Jahren bei der Berlinale den (unverdienten) Regiepreis erhielt, ist ein ähnlicher Fall. Trotz Starbesetzung hat mich dieses Dreiecks-Liebesdrama nicht überzeugt. Ich weiß, alles nur vage anzudeuten, war genau die Absicht von Claire Denis, aber den drei Personen keine richtige Geschichte zu geben, halte ich für einen Riesenfehler. Denn irgendwann interessiert man sich nicht mehr für sie.

Das wird zumindest klar: Sara (Juliette Binoche) und Jean (Vincent Lindon) führen seit zehn Jahren eine glückliche Beziehung. Sie arbeitet als Moderatorin bei einem Pariser Radiosender, er ist offensichtlich arbeitslos und saß wegen Betrugs im Gefängnis. Mit seiner Ex-Frau hat er einen Sohn, der bei seiner Mutter (Bulle Ogier) aufwächst. Durch Zufall trifft Sara ihren Ex-Lover François (Grégoire Colin) wieder und frischt die Affäre auf. Der zwielichtige François – ist er ein Gangster? – überredet seinen ehemaligen Kumpel Jean, für ihn als Rugby-Spielervermittler zu arbeiten. Doch dann bleibt die Handlung einfach stehen…

Die Dreiecksgeschichte wird nur angedeutet, Privatleben gibt es kaum – und die Liebe ist eine leere Behauptung. Zu allem Überfluss: Die titelgebende „Entschlossenheit“ findet überhaupt nicht statt. Auch ein Filmkritiker darf sich mal irren (siehe der Silberne Bär 2022), aber in den 116 (!) Minuten fand ich nie Zugang zu den Pseudo-Problemen der Personen. Eine einzige Enttäuschung!

Trailer