Inside

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Normalerweise haust Robinson Crusoe bei seinem Kampf ums nackte Überleben auf einer einsamen Insel. Doch in INSIDE von Vasilis Katsoupis ist alles anders…

Der professionelle Kunstdieb Nemo (Willem Dafoe) bricht in ein Luxus-Penthouse im Manhattan ein, um drei wertvolle Gemälde des österreichischen Expressionisten Egon Schiele zu klauen. Doch dann passiert etwas Unerwartetes: Das Sicherheitssystem der Wohnung verriegelt alle Türen und bricht danach zusammen. Nemo ist im Luxus eingesperrt – denn auch seine Helfer melden sich nicht. Das Penthouse wird zwar mit Kameras überwacht – doch die Leitungen sind offenbar gestört. Auf einem (noch intakten) Videobildschirm sieht er den Portier im Erdgeschoss alles beobachten, aber den Eindringling hat er noch nicht registriert. Ebensowenig die Reinigungskraft, die im Flur vor der Wohnungstür hantiert. Nemos Schreien hilft da nichts – die Wände sind zu dick.

Wie überlebt man im Luxus? Dummerweise ist die Wasserleitung defekt, und auch der Kühlschrank ist fast leer. Hier erlaubt sich Regisseur Vasilis Katsoupis einen fiesen Gag: Immer wenn Nemo die Kühlschranktür zu lange öffnet, plärrt ihm der unsägliche Song „Macarena“ entgegen. Diese Folter hat nicht einmal in Dieb verdient! Am Ende muss sich Nemo von Hundefutter ernähren und mitten in New York auf Regen warten…

Diese unglaubliche Geschichte hätte sich Samuel Beckett ausdenken können: Robinson in einem Hochhaus in New York, der nicht auf Godot wartet, sondern auf seine Freunde. Am Ende ist Nemo sogar bereit, sich dem Hausherrn zu stellen – nur um zu überleben. Doch auch der kommt nicht.

INSIDE des griechischen Regisseurs Vasilis Katsoupis ist so ein Film, bei dem wir noch an die Zukunft des Kinos glauben. Hier ist alles anders und vollkommen ungewöhnlich. Der Regisseur und sein Drehbuchautor Ben Hopkins haben es geschafft, uns einen absurden Mikrokosmos zu präsentieren, wobei wir Zuschauer ständig den Kopf schütteln. Wie ist das möglich? Und Vasilis Katsoupis hatte das Glück, den genialen Willem Dafoe an seiner Seite zu haben, der in seiner atemberaubenden Tour de Force den Film ganz allein bestreitet. Wow!

INSIDE wurde komplett in einem Kölner Studio gedreht – natürlich ohne die Außenaufnahmen in Manhattan. Alle gezeigten Kunstobjekte sind übrigens echt – dafür hatte der Kunstkurator Leonardo Bigazzi gesorgt. Ein Fest fürs Auge!

Trailer