Broker – Familie gesucht

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Vor drei Jahren verschlug es den japanischen Regisseur Hirokazu Kore-eda für „La Vérité – leben und lügen lassen“ nach Frankreich. Doch das umständlich erzählte Familiendrama mit Catherine Deneuve und Juliette Binoche wusste nicht so richtig zu überzeugen – man spürte: Kore-eda fühlte sich im Ausland nicht zu Hause. Doch diesmal ist alles anders: Auch BROKER – FAMILIE GESUCHT drehte er nicht in seiner Heimat, der Film wurde komplett auf Koreanisch in Südkorea gedreht. Und er ist ein Volltreffer!

Bei Hirokazu Kore-eda dreht sich alles um die Familie. Wir erinnern uns noch gern an sein Meisterwerk „Nobody Knows“ (2004) und natürlich an „Shoplifters – Familienbande“ (2018). Auch diesmal muss sich die disparate Familie erst zusammenfinden – denn es ist eigentlich keine…

In einer regnerischen Nacht lässt die junge Mutter So-young (Lee Ji-eun) ihr neugeborenes Kind in einer Babyklappe zurück. Was sie nicht weiß: Diese Babyklappe haben die beiden Kleinganoven Sang-hyun (Song Kang-ho, bekannt aus „Parasite“) und Dong-soo (Gang Dong-won) illegal installiert, um wohlhabende Paare abzuzocken, denen sie die Babys zur Adoption verkaufen. Doch die junge Mutter bekommt Gewissensbisse und spürt die beiden Männer auf, die das Kind noch nicht losgeworden sind. Und so macht sich das ungleiche Trio in einem klapprigen Mini-Van auf eine chaotische Odyssee quer durch Südkorea, um die passenden Eltern zu finden – ständig verfolgt von der Polizei, die inzwischen Verdacht geschöpft hat…

Auch diesmal versteht es Hirokazu Kore-eda meisterlich, uns eine vertrackte Geschichte voller Widerhaken zu erzählen. Wir Zuschauer sind uns nie sicher, was als nächstes passiert. Mit faszinierender Eleganz und viel Humor zeigt uns der Regisseur ein skurriles Leben am Rande der Gesellschaft. Hektisch ist in den Filmen von Hirokazu Kore-eda nichts – Action-Szenen sind nicht sein Ding. Wer das akzeptiert, erwartet einen wunderbaren Film.

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