How to Blow Up a Pipeline

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Im Oktober 2022 lief beim Filmfest Hamburg ein politischer Film, der mich vollends überrascht hat. Jetzt startet der Spielfilm HOW TO BLOW UP A PIPELINE von Daniel Goldhaber tatsächlich in den deutschen Kinos!

Die Folgen des Klimawandels sind in der heutigen Zeit mehr als deutlich zu spüren. Trotzdem spielen die meisten Politiker immer noch auf Zeit. Kein Wunder also, dass sich der Protest zunehmend radikalisiert. Ob die Aktionen der „Letzten Generation“ legitim sind, darüber lässt sich ausgiebig streiten. Darüber, ob die Klebe-Aktionen zielführend sind, ebenso. Ein ähnliches Thema greift der US-amerikanische Drehbuchautor und Regisseur Daniel Goldhaber auf. In seinem Film HOW TO BLOW UP A PIPELINE stellt sich eine Gruppe von Aktivist*innen diese Fragen nicht. Sie beschließen, der größten Bedrohung unseres Planeten nicht mehr nur durch friedliche Proteste zu begegnen.

Nach und nach treffen die Protagonisten in der texanischen Wüste ein. Ihr Ziel: Sie wollen dort eine wichtige Ölpipeline sabotieren, um nicht nur ein Zeichen zu setzen, sondern der erdölfördernden Industrie direkt zu schaden. Doch wie weit darf politischer Protest gehen – oder vielmehr: wie weit muss er gehen?

Daniel Goldhaber hat seinen Film recht clever inszeniert. Nacheinander nimmt er sich die einzelnen Protagonisten vor und zeigt uns in Rückblenden, was sie an diesen Ort geführt hat. Dabei erfahren wir als Zuschauer nach und nach die Beweggründe und bekommen so ein Gefühl für ihre Rechtfertigung des zu erwartenden Ereignisses. Dabei unterlässt es Goldhaber zum Glück, wertend zu erzählen. Stattdessen nehmen wir Zuschauer vielmehr eine beobachtende Position ein. Und ständig schwirrt uns die Frage im Kopf herum, ob man das alles auch wirklich verantworten kann. Diese Frage jedoch muss letztendlich jeder für sich selbst beantworten.

HOW TO BLOW UP A PIPELINE basiert lose auf dem gleichnamigen Buch des schwedischen Autors Andreas Malm. Das ist aber eigentlich viel mehr eine Art Manifest als ein Buch. Umso erstaunlicher, wie es Goldhaber gelungen ist, daraus einen packenden Thriller zu machen.

HOW TO BLOW UP A PIPELINE ist ein verdammt intelligenter Film, der die richtigen Fragen zur richtigen Zeit stellt. Umso schöner ist es, dass ein solch wichtige Film einen Verleih gefunden hat und damit einen Weg in unsere Kinosäle.

Interview

Beim Filmfest Hamburg im Oktober 2022 wurde HOW TO BLOW UP A PIPELINE mit dem Preis für den besten politischen Film von der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet. Ich hatte zudem die Gelegenheit, mich mit dem Drehbuchautor und Regisseur Daniel Goldhaber über seinen Film zu unterhalten.