Die Unschuld

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Vom japanischen Regisseur Hirokazu Kore-eda kennen wir Meisterwerke wie „Nobody Knows“ (2004) oder „Shoplifters – Familienbande“ (2018). In seinem neuen Werk DIE UNSCHULD (Internationaler Titel: „Monster“) erzählt er eine vertrackte Geschichte in drei Episoden – scheinbar zusammenhanglos aus drei unterschiedlichen Perspektiven. (Das erinnert natürlich an den japanischen Klassiker „Rashomon“ von Akira Kurosawa.) Das Drehbuch stammt vom renommierten Autor Yuri Sakamoto, die Musik steuerte einer der bedeutendsten Filmkomponisten unserer Tage bei: Ryuichi Sakamoto (nicht verwandt). Es war Ryuichi Sakamotos letzte Arbeit: Er starb am 28. März 2023 im Alter von 71 Jahren an Krebs.

Saori Mugino (Sakura Ando) ist eine junge Witwe, die ihren Sohn Minato (Soya Kurokawa) abgöttisch liebt. Als sich der Junge immer mehr zurückzieht und offenbar extrem verstört reagiert, will seine Mutter hinter das Geheimnis kommen. Mit Entsetzen erfährt sie, dass Minatos Lehrer Schuld sein soll an dessen merkwürdigem Verhalten. Wutentbrannt stürmt Saori in die Schule, um das Rätsel zu losen. Und welche Rolle spielt dabei Minatos engster Schulfreund? Was ist hier die Wahrheit, was sind nur Vorurteile?

Wie in einem Psycho-Thriller legt Regisseur Hirokazu Kore-eda ständig falsche Fährten. DIE UNSCHULD ist so ein Film, bei dem man eigentlich nichts verraten darf. Doch wer den Meisterregisseur verehrt, der für seine zarten, poetischen Filme und seinen ruhigen Erzählrhythmus bekannt ist, sollte DIE UNSCHULD nicht verpassen. Trotz seiner Länge von stolzen 127 Minuten!